Petros Protopapas im Interview

Wir haben mit Omega-Legende Petros Protopapas über das Echtheitszertifikat der Marke gesprochen und warum es ein echter Game Changer für Vintage Sammler rund um den Globus ist. Als „Head of Brand Heritage“ verantwortet er den Zertifizierungsprozess der historischen Zeitmesser und erklärt wie groß der Aufwand ist, der eigens in der Manufaktur dafür betrieben wird. Zum Abschluss versorgt uns Petros mit seinen drei ultimativen Tipps für alle, die jetzt nach einer Vintage Omega suchen.

Petros Protopapas im Watchlounge Interview
Petros Protopapas ist der „Head of Brand Heritage“ bei Omega. 

Watchlounge: Hallo Petros, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst! Für alle die dich noch nicht kennen, erklär doch mal deine Rolle als „Head of Brand Heritage“ bei Omega und wie man sich deinen Job vorstellen kann.

Petros: Zunächst einmal ist es gut, wenn die Leute mich nicht kennen, denn was die Leute kennen sollten, ist die Heritage-Abteilung von Omega. Aber um es kurz zu beschreiben, kümmere ich mich mit meinem Team um die Erforschung und Repräsentation des Erbes und der Geschichte von Omega. Das umfasst alles, was mit der Historie der Marke zu tun hat, beispielsweise das Museum und die Exponate, die wir dort ausstellen.

Unsere Forschung befasst sich vor allem mit historischen Zeitmessern, die wir authentifizieren. Besonders für die Geschichte der Speedmaster sind unsere Archive Gold wert, weil das Modell für uns so bedeutsam ist und wir Sammlern auf der ganzen Welt helfen können, mehr über ihre Zeitmesser zu erfahren. Was mich daran am meisten fasziniert, ist dass wir nahezu alles herausfinden, entdecken und beweisen können, was Uhren und Geschichten betrifft, die seit der Gründung von Omega im Jahr 1848 entstanden sind.

Watchlounge: Klingt nach einem Traumjob für einen Watchnerd. Wie bist du zu de Uhren gekommen?

Petros: Ich komme von der Sammlerseite. Schon seit den 1990ern suche und sammle ich Uhren verschiedener Marken, komme am Ende des Tages aber immer wieder zu Omega zurück. Versetz dich zurück in die Zeit der jungen 2000er. Die frühen Tage des Internets und der ersten Uhrenforen als Diskussionsplattformen. Hier hat jeder direkt gemerkt, dass Omega mehr zu bieten hat als andere Marken. Jeder hat schon damals gespürt, dass die Geschichte der Marke irre viel Substanz hat. Denk mal an Leute wie „Chuck Maddox“ in den USA. Ohne ihn und seine Nachforschungen – natürlich mit Hilfe des damaligen Omega-Museums – würden wir wahrscheinlich heute nicht hier sitzen. Omega ist also auch für mich persönlich die Marke, die mich als Sammler am meisten begeistert und deshalb bin ich wirklich dankbar, diesen Job machen zu dürfen.

Watchlounge: Was mich schon immer fasziniert hat, ist wie viele Informationen ihr aus euren Archiven bekommt und Sammlern ermöglicht, ihre Uhren und deren Geschichte besser zu verstehen. Den klassischen Archivauszug gibt es bereits seit einer gefühlten Ewigkeit. Relativ neu ist dagegen das Echtheitszertifikat für Vintage Uhren. Was ist das Besondere daran?

Petros: Der Vintage-Markt wird seit Jahren für alle Marken immer wichtiger. Die große Frage für uns lautet dabei: Können wir ihn kontrollieren und wollen wir das überhaupt? An beidem haben wir kein Interesse, aber es gibt innerhalb des Vintage-Marktes zahlreiche Sammler, die eine unglaubliche Leidenschaft für unsere Marke haben und die uns sehr am Herzen liegen. Diesen Sammler wollen wir bei der Authentifizierung ihrer Vintage-Uhren helfen.

Dafür bieten wir nun zwei Dokumente an. Zum einen der klassischen Archivauszug, für den die Uhr nicht physisch bei uns hier in Biel vorliegen muss. Es genügen die Nummern von Werk, Gehäuse und Referenz sowie Bilder des Zeitmessers. Damit machen wir uns in den Archiven auf die Suche nach Informationen über das Produktionsdatum und das Auslieferungsland. Dieser Service wird häufig im Vorfeld des Kaufs einer Vintage-Uhr bei uns angefragt, um zu sehen, ob eine Uhr mit den angegebenen Nummern jemals bei Omega gefertigt wurde. Ob alle Teile noch im Originalzustand sind, kann der Archivauszug nicht klären.

Wie alt ist meine Uhr? Im Omega Archiv mit Petros Protopapas

 

Watchlounge: Und hier kommt jetzt das Echtheitszertifikat ins Spiel?

Petros: Ganz genau. Der große Unterschied ist der Umfang dieses Services und die Tatsache, dass uns die Uhr live in Biel vorliegt. Nun sehen wir nicht nur Fotos, sondern in welchem Zustand sich die Uhr tatsächlich befindet. An diesem Punkt beginnt für uns die kniffelige Arbeit: Wir schauen uns jedes einzelne Teil an, das für den Zustand und die Authentizität des Zeitmessers wichtig ist. Wir analysieren das Zifferblatt, die Zeiger, die Leuchtmasse, das Gehäuse, die Gravuren, die Lünette und natürlich das Werk. Uns geht es hierbei um die Zertifizierung der Echtheit der Einzelteile der Uhr und ob sie zeitlich noch zueinander passen.

Ein Teil der Omega Manufaktur in Biel
Die Omega Manufaktur in Biel. Hier werden die Uhren für das Echtheitszertifikat überprüft und bewertet. 

Watchlounge: Ihr beantwortet die für Sammler entscheidende Frage, wie sehr ihre Uhr noch dem Auslieferungszustand entspricht und welche Teile im Laufe der Jahre ausgetauscht wurden?

Petros: Korrekt! Wir konzentrieren uns bei der Zertifizierung auf den Kopf der Uhr, auch wenn wir uns das Band selbstverständlich anschauen und prüfen, ob es zum Produktionsdatum passt. Der Prozess umfasst unzählige Details, um am Ende eine Vintage-Omega zu verifizieren. Nimm nur mal die Zeiger: Sind sie echt? Passen sie alle zeitlich zusammen? Ist ihre Leuchtmasse authentisch oder wurden sie re-lumed und dabei farblich angepasst, um bloß den Eindruck zu erwecken, alt zu sein? Hierfür kommen regelmäßig hochsensible Geigerzähler zum Einsatz. Mit dieser Fülle an Informationen können wir Sammlern einen wertvollen Statusbericht ihrer Uhr liefern, der die Authentizität genau zu dem Zeitpunkt festhält, an dem uns die Uhr erreicht hat.

Das Ganze ist auch interessant, wenn das Schmuckstück einmal verkauft werden soll. Ihr Echtheitszertifikat wird zum Teil der Geschichte und hat natürlich ein starkes Standing in der Sammler-Community, da es direkt aus der Manufaktur kommt und wir die Uhr Schritt für Schritt vor Ort geprüft haben. Es soll Vertrauen in unsere Vintage-Uhren stiften und zugleich zeigen, dass Omega die Echtheit nahezu jedes Zeitmessers zertifizieren kann, den wir seit 1848 produziert haben.

„Wir können circa 99 Prozent aller wichtigen Einzelteile überprüfen, ohne die Uhr zu zerlegen“

Begutachtung einer Omega Speedmaster für das Echtheitszertifikat
Begutachtung einer Vintage Omega Speedmaster in der Manufaktur für das Echtheitszertifikat.

Watchlounge: Viele Sammler sind sehr empfindlich, wenn es um ihre seltenen Schmuckstückte geht. Wie stellt ihr sicher, dass durch die Prüfung der Einzelteile keine Schäden an der Uhr entstehen?

Petros: Wir können circa 99 Prozent aller wichtigen Einzelteile überprüfen, ohne die Uhr zu zerlegen. Wir öffnen sie beispielsweise nur, um uns das Uhrwerk zu sehen. Wir nehmen nicht einmal das Werk aus dem Gehäuse, es sei denn, der Kunde hat uns im Rahmen einer zusätzlich vereinbarten Grundüberholung explizit dazu beauftragt. Auch Zeiger und Zifferblatt sowie deren Leuchtmasse können wir authentifizieren, ohne sie zu demontieren. Deshalb müssen sich Sammler auch keine Sorgen machen, wenn sie ihre geliebten Schmuckstücke in unsere Hände geben. Am Ende übergeben wir die Uhr wieder in der Omega-Boutique, in der sie der Kunde abgebeben hat. Nun allerdings mit einer roten Sammlerbox und einem gebundenen Echtheitszertifikat samt Bildern und detaillierter Beschreibung ihres Zustands und der Authentizität. Unser Rundum-Sorglospaket für Omega-Sammler.

Lässt Sammlerherzen höher schlagen: Das Omega Echtheitszertifikat

Petros Protopapas und die 3 Regeln beim Kauf einer Vintage Omega 

Watchlounge: Du hast als Sammler ja selbst deine Leidenschaft für Omega entdeckt und bist heute „Head of Brand Heritage“ der Marke. In dieser Zeit hast du tausende spannende Vintage-Uhren in der Hand gehabt und analysiert. Was sind die drei wichtigsten Regeln für alle, die jetzt eine Vintage-Omega kaufen möchten?

Petros: Alles klar, starten wir Regel Nummer 1: Wenn eine Gelegenheit zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist sie zu schön, um wahr zu sein. Leider tritt diese meist bittere Erkenntnis zu 99 Prozent ein.

Weil Vertrauen beim Vintage-Kauf oberste Priorität hat, leitet sich daraus auch Regel Nummer 2 ab: „Buy the seller“. Kaufen Sie nur aus Quellen mit einwandfreier Reputation.

Zum Abschluss Regel Nummer 3: Stellen Sie Fragen und machen Sie Ihre Hausaufgaben. Informieren Sie sich umfassend über das Modell, das Sie kaufen möchten. Und wenn doch noch Unklarheiten bestehen, sind wie hier, um zu helfen. Gerade unser Archivauszug ist eine gute Möglichkeit, um vor dem Kauf wichtige Informationen zum Baujahr einer Vintage-Omega zu bekommen.

Das Interview führte David Schank.


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Bilder © David Schank, Watchlounge