Die neue Patek Philippe Nautilus 5811

Patek Philippe präsentiert die neue Nautilus 5811 in Weißgold und setzt damit dem Warten auf die Nachfolge der 5711 ein Ende. Erst im vergangenen Jahr wurde die legendäre Edelstahlvariante der Nautilus eingestellt, seitdem beherrschten vor allem Spekulationen um ihre Fortführung den horologischen Diskurs über die Genfer Manufaktur. Nun kehrt die Dreizeiger-Jumbo bereits nach nur wenigen Monaten Abstinenz zurück und präsentiert sich in edlem Weißgold. Mit der 5811G erhalten auch zahlreiche Neuerungen Einzug, die ich sowohl optisch wie auch technisch bemerkenswert finde. Hier entdecken Sie alle Details, meine Live-Bilder und die beiden weiteren Neuzugänge der Nautilus-Kollektion.

Die neue Patek Philippe Nautilus 5811
Die neue Patek Philippe Nautilus 5811/1G-001

The king is dead, long live the king

Für viele ist es ein Schock, als Patek Philippe im Januar 2021 mit dem Verkünden der jährlichen „Run-Out-Liste“ das Ende der 5711 in Edelstahl bekanntgibt. Der geplatzte Traum der eigenen Nautilus, für die man vorzugsweise noch auf der Warteliste stand oder das Vorhaben bereits aus Gründen der Unumsetzbarkeit ad acta gelegt hatte. Die ohnehin schon schwindelerregend hohen Zweitmarktpreise steigen durch den Produktionsstopp auf über 150.000 Euro, während der UVP in Deutschland bei 29.080 Euro liegt. Wer damals über die Traditionsmarke aus Genf spricht, unterhält sich größtenteils nur noch über die stählerne Nautilus, die zum Blue Chip unter den Uhren mutiert. Die Gunst der Zuteilung seitens Konzessionär avanciert zum mittleren Lottogewinn. Sammler, Spekulanten und Träumer, alle sind dabei. Aber wer spricht noch über die feine Uhrmacherei von Patek Philippe? Die großen Komplikationen, den Erhalt seltener Handwerkskünste und deren schlicht anmutende Uhren aus Edelmetall? Kein Wunder, dass sich in den Entscheidungsgremien der Marke Unbehagen ob der globalen Stahl-Manie breit macht. Wer will schon für vordergründig profane Sportuhren gefeiert werden, wenn unersetzbare Legenden wie die 1518 oder die 2499 den eigenen Mythos bereitet haben. Die Reaktion darauf sehen Sie hier, in der neuen 5811 in Weißgold. Wenn aus Stahl Edelmetall wird, darf der große Klassiker aus der Feder von Gérald Genta auch wieder zurück in die Kollektion. Dabei ließ Patek weder bei den Neuerungen noch bei der Preisgestaltung Sparsamkeit walten. The king is dead, long live the king!

Die neue Patek Philippe Nautilus 5811
Welche Änderungen entdecken Sie auf den ersten Blick?

Nautilus 2022: Same same, but different

Wer die neue Nautilus betrachtet, stellt auf den ersten Blick die fast schon erschreckende Ähnlichkeit zur 5711 fest. Kein Wunder, die beiden Uhren sind ja schließlich blutsverwand. Dennoch will ich mich hier nicht mit simplifizierender Gleichmacherei zufriedengeben. Schon gar nicht, wenn das Objekt der Betrachtung zwar vordergründig wenig verändert scheint, in Wahrheit aber kein Stein auf dem anderen gelassen wurde. Beginnen wir mit der Materialwahl. Die neue 5811 wird aus Weißgold gefertigt, weshalb ihrer Referenznummer der Buchstabe „G“ zur Seite gestellt wird. Er dient als Abkürzung für „or gris“, was auf Französisch Weißgold bedeutet und Französisch ist nun mal die Sprache, die in Genf – der Heimat von Patek Philippe – gesprochen wird. Doch nicht nur das Material hat sich geändert, sondern auch die Proportionen.

Die neue Patek Philippe Nautilus 5811
Neue Proportionen: 41 mm Durchmesser bei 8,2 mm Bauhöhe

Die neue 5811 misst 41 mm im Durchmesser und 8,2 mm Bauhöhe. Damit ist sie etwas größer als die 5711 mit ihren 40 mm und sogar um 0,1 mm schlanker. Der Höhenunterschied rührt daher, dass die neue Nautilus wieder über ein zweiteiliges Gehäuse aus Mittelteil samt Gehäuseboden plus Lünette verfügt. Bei der Vorgängerin war der Boden noch ein separates Bauteil. Doch viel wichtiger als die minimale Höhenersparnis ist die Rückkehr zur ursprünglichen, zweiteiligen Konstruktionsidee der ersten Nautilus 3700 aus dem Jahr 1976. Ohnehin soll die „neue“ eine Hommage an die historische Designvorlage sein, die vom Ladenhüter zur Ikone avanciert ist.

Die neue Patek Philippe Nautilus 5811
Shades of Blue: Das neue Zifferblatt der Nautilus spielt mit dem Licht

Ein Zifferblatt in Tiefseeblau

Ob Patek Philippe mit der Farbbeschreibung zu 100 Prozent d´accord geht, entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls war Tiefseeblau mein erster Gedanke, als ich das Zifferblatt der neuen Nautilus 5811 zum ersten Mal live gesehen habe. Der Farbton ist laut Hersteller komplett neu angemischt und findet sich damit erstmalig im Portfolio der Marke. Es ist ein kräftiges, sattes Blau, das zum Rand hin dunkler wird und sich dank der Nautilus-typischen Rillen zum Spielball für Lichteinfälle aller Art entpuppt. Dazu ist das Datum, wie auch schon bei der grünen Abschieds 5711 (hier unsere Vorstellung dazu) in einem weißgoldenen Fenster gerahmt. Neu dagegen ist die schneeweiße (statt zuvor grünliche) Leuchtmasse auf Zifferblatt und Zeigern, die das Gesicht der Uhr noch stärker strahlen lässt.

Langersehnt: Ein neues Armband

Mit der neuen 5811 erhält auch ein komplett neues Armband Einzug in die Nautilus-Kollektion. Besonders erwähnenswert sind hier die Schließe sowie die Möglichkeit zur Feinjustierung. Zerren und Reißen ade. Wer einmal eine 5711 (oder auch 5712) ablegen wollte, erinnert sich bestimmt an das etwas hakelige Öffnen des Sicherheitsbügels und das mindestens beherzte Ziehen, wenn nicht sogar Zerren, um das Abstreifen der Uhr zu ermöglichen. Alles vorbei und ab jetzt auch viel besser, denn links und rechts ragen genau dafür zwei Druckknöpfe unter der Schließe heraus. Ebenfalls auf der den Unterseiten des Bandes an der Schließe zu finden sind die Mini-Vorrichtungen zur Feinjustierung. Auf jeder Seite lassen sich durch Drücken und Schieben 2 mm an Umfang gewinnen. Ein sehr lange erwartetes Feature, das definitiv praktisch und wirklich gekonnt umgesetzt ist.

Die neue Patek Philippe Nautilus 5811
Im verglasten Maschinenraum der Nautilus arbeitet das Manufaktur-Kaliber 26-330 S C

Das Herz der Nautilus: Kaliber 26-330 S C

Im Inneren der neuen Nautilus trifft man auf einen alten Bekannten. Wie bereits in den späten Modellen der 5711 (ab 2019) tickt in der 5811 das Automatik Kaliber 26-330 S C. Es besteht 212 Einzelteilen samt zentralem Rotor aus 21-karätigem Gold. Selbstverstänldich wurde es in den Ateliers der Genfer Manufaktur entwickelt und wird auch dort gefertigt. Es verfügt über eine Gangautonomie von 45 Stunden sowie die antimagnetische Spiromax Spirale. Das hauseigene Patek Philippe Siegel verspricht als Gütezeichen feine Finissage und hohe Präzision am Handgelenk.

Die neue Patek Philippe Nautilus 5811
Wirkt am Arm präsenter als ihre Vorgängerin: Die neue Nautilus 5811

Preis und Verfügbarkeit der Patek Philippe Nautilus 5811

Sie haben es wahrscheinlich die ganze Zeit geahnt und damit ging es Ihnen wie mir: Irgendwie war doch klar, dass Patek Philippe seine legendäre Nautilus im Jumbo Format nicht dauerhaft aus der Kollektion wirft. Nun haben wir es also mit der 5811 in Weißgold zu tun. Besser gesagt, wenige von uns. Denn trotz des offiziellen Verkaufspreises von stattlichen 68.620 Euro wird der Kreis der potenziellen Käufer aufgrund des Missverhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage stets überschaubar bleiben. Ein exklusives Vergnügen wird die Nautilus also auch weiterhin sein. Nun allerdings in Edelmetall samt neuer Proportionen, neuem Zifferblatt und neuem Armband. Dazu findet sie sich optisch wie auch haptisch näher an der historischen 3700, als jede Nautilus zuvor. Groß und schlank wickelt sie sich um das Handgelenk und fühlt sich dort deutlich wohler als in jedem Banksafe.

Die Neuheiten der Nautilus Kollektion von Patek Philippe 2022
Nautilus Neuheiten-Trio 2022: 5990/1A-011, 5811/1G-001 und 5712/1R-001 (v.l.n.r.)

Neben der neuen Nautilus 5811 in Weißgold umfasst die Kollektion nun auch eine 5712 R mit Armband aus Roségold (81.420 Euro), sowie eine 5990 A mit schwarz-blauem Zifferblatt (67.460 Euro).

Weitere Informationen zu den Nautilus Neuheiten allen Zeitmessern von Patek Philippe finden Sie direkt auf der Seite des Herstellers hier.


Text & Bilder © David Schank, Watchlounge