Cartier hat mit der neuen Santos die zeitgemäße Antwort auf die Frage geliefert, wie man durch den richtigen Umgang mit der DNA eines Armbanduhren-Klassikers noch immer starke Akzente setzen kann. Was die neue Santos auszeichnet, welche klassischen Elemente sie in sich birgt und warum unsere Wahl auf das große Modell in Edelstahl fiel, erklären wir in unserem Hands-on. 

Die Cartier Santos

Streng genommen gibt es „die eine“ neue Santos überhaupt nicht, denn Cartier hat gleich eine ganze Kollektion mit insgesamt 12 Varianten an den Start gebracht. Dazu zählen zwei skelettierte Modelle sowie zehn weitere Derivate, die sich vor allem in der Größe sowie den Materialien von Gehäuse und Band unterscheiden.

Die Cartier Santos

Auf den ersten Blick ist auch die neue Santos noch immer als solche zu erkennen. Dafür sorgen das rechteckige Gehäuse, die polierte Lünette mit ihren typischen Schrauben sowie das dazu passende Stahlband und das bekannte Layout des Gesichts der Uhr. Da wir hier aber von der gelungenen wie zeitgemäßen Interpretation eines der Klassiker für das Handgelenk sprechen, wurden einige charakteristische Details der Uhr dezent aber entscheidend verändert. 

So zeichnet sich die Form des Gehäuses durch mehr Kurven und Rundungen aus, als die Vorgänger. Die Hörner erwecken zudem den Eindruck, eine natürliche Verbindung zu dem Armband herzustellen, während sie zur Gehäusemitte hin in den Kronenschutz bei drei Uhr auslaufen. 

Die neue Lünette unterstützt diesen Effekt der fließenden Formen. Da sie den Verlauf der Hörner aufgreift, schließt sie direkt an das Band der Uhr an und sorgt auf diese Weise für eine homogenere Integration als je zuvor. Während die Lünette selbst auf Hochglanz poliert ist, sorgen sowohl mattierte wie auch polierte Oberflächen auf dem Mittelteil des Gehäuses für eine hochwertige Finissage des Materials. 

Die Cartier Santos

Neu sind ebenfalls die Abmessungen des Gehäuses. Neben der Medium-Variante, die 35.1mm x 41.9 mm misst, hat die von uns präferierte Santos ein 39.8 mm x 47.5 mm großes Edelstahlgehäuse. Da es schwierig ist, aus den Abmessungen von eckigen Uhren das Tragegefühl abzuleiten, sei gesagt, dass sich die Uhr deutlich mehr nach der Breite von 39,8 mm als nach der Länge anfühlt. Zudem ist das Modell mit bloß 9,08 mm erfreulich flach gebaut, was dem Tragekomfort ebenfalls entgegenkommt. 

Die Cartier Santos

Ganz im Gegensatz zu diesen optischen Neuerungen ist das Gesicht der Uhr vollkommen klassisch gestaltet. Es erfüllt gleich beim ersten Blickkontakt die Erwartungshaltung an eine Santos. Auf der weiß-silbernen Oberfläche ermöglichen kontrastierende römische Zahlen in Kombinationen mit der umlaufenden EisenbahnMinuterie und gebläuten Zeigern das Ablesen der Zeit. Die große Santos zeigt zudem anstelle der römischen Sechs das Datum an. 

Die Cartier Santos

Ein absoluter Gewinn für die Uhr ist ihr neues Metallarmband. Nicht nur, dass es aufgrund der neu konturierten Gehäusegestaltung besser mit dem Mittelteil interagiert und sich vollkommen homogen in selbiges integriert, es überrascht mit gleich zwei technische Finessen, die dem Auge vorerst verborgen bleiben. 

Deshalb zuerst zu dem Offensichtlichen. Durch die Oberflächenbearbeitung mit mattierten Bandelement und polierten Schraubenköpfen wird das optische Leitmotiv der Santos wie erwartet aufgegriffen. Zudem ist das Band nicht nur makellos verarbeitet, sondern bietet aufgrund seines deutlich spürbaren Gewichts eine sehr wertige Haptik.  

Die Cartier Santos

Was durch die Frontansicht verborgen bleibt, aber zu den technischen Highlights des Bandes gehört, ist das sogenannte Smart-Link-System. Wer das Band der Santos auf die passende Länge bringen möchte, muss nicht mehr zwangsläufig einen Fachmann konsultieren, sondern kann auch ohne Spezialwerkzeug selbst Hand anlegen. Im Bereich der Schließe des Bandes sind rückseitig einige Smart-Link-Elemente verbaut (siehe roter Pfeil), die beispielsweise durch das Drücken mit einem Holzzahnstocher den Bandstift aus dem Band hervorspringen lassen. Mit der Hand oder einer kleinen Zange kann der Stift entnommen werden und nach dem Kürzen des Bandes wieder an der entsprechenden Stelle eingeführt werden. Das Ganze ist intuitiv zu bedienen und ermöglicht das schnelle Anpassen der Bandlänge, falls die Santos beispielsweise an den Handgelenksumfang des Partners oder der Partnerin angepasst werden soll. 

Die Cartier Santos

Wer allerdings nicht nur die Länge, sondern gleich das gesamte Armband wechseln möchte, beispielsweise gegen die mitgelieferte Leder-Alternative, dem hilft das QuickSwitchSystem beim Handling. Auch dieser Wechsel ist absolut intuitiv und eher eine Sache von Sekunden als von Minuten. Dafür hält man bloß den länglichen Knopf auf der Rückseite des Bandanstoßes (siehe roter Pfeil) gedrückt und hebt die stählernen Bandhälfte rückseitig aus dem Gehäuse heraus. Anschließend setzt man das Lederband rückseitig auf beiden Seiten mit gedrückt gehaltenem Knopf wieder ein – et voilà. Binnen Sekunden hat man nicht nur das Band gewechselt, sondern der Santos durch die lederne Alternative eine komplett andere Optik verliehen. 

Die Cartier Santos

Ganz unabhängig davon, an welchem Band die neue Santos getragen wird, hat die Uhr in Form der aktuellen Version einen größeren Aktionsradius erhalten. Dafür sprechen neben den Systemen zum Anpassen und Wechseln der Bänder vor allem die Wasserdichtigkeit bis 100 Meter. Schließlich ist die neue Santos keine reine Dresswatch, sondern kann in verschiedensten Umgebungen jeden Tag getragen werden und muss sich auch vor dem Sprung in den Atlantik nicht fürchten. So passt die Uhr nicht nur an das Handgelenk von vielen, sondern auch in ihren Alltag.

Ebenfalls praktisch für den Alltag ist die Verwendung eines Automatikwerkes als Antrieb der Uhr.  Konkret handelt es sich dabei um das Kaliber 1847 MC, das aus der eigenen Manufaktur stammt und eine Gangreserve von 42 Stunden bietet.

Die Cartier Santos

Fazit

Wer sich für die neue Cartier Santos entscheidet, bekommt noch immer einen großen Klassiker unter den Armbanduhren. Denn der Blick in die Geschichtsbücher verrät, dass es sich bei dem historischen Vorbild aus Anfang des vergangenen Jahrhunderts wohl um die erste Armbanduhr überhaupt handelt, die keine umgebaute Taschenuhr oder ähnliches war. Die neue, rundere Linienführung der aktuellen Santos sorgt zudem für ein homogeneres Bild von Gehäuse und (Stahl-) Band. Beides wirkt wie aus einem Guss. Dank der Technik, die hinter dem Metallband steckt, lässt sich nicht nur seine Länge im Handumdrehen anpassen sondern auch die mitgelieferte Lederalternative mühelos anbringen. In der großen Stahlvariante scheint die Uhr sowohl für die Opernpremiere, den Büroalltag und den nächsten Sprung in den Ozean bereit. Sie wirkt elegant und gleichzeitig sportlich. In Verbindung mit dem ikonischen Design der Santos hat uns genau diese Vielseitigkeit besonders gut gefallen. Unter Berücksichtigung von Herkunft, Qualität und Alltagsnutzen erscheint zudem der Preis von 6.550 Euro inklusive beider Bänder als absolut gerechtfertigt. 

Text & Fotos: © David Schank, Watchlounge