Glashütte Original zählt unbestritten zu den namhaftesten Manufakturen feiner Uhren. Dass die Traditionsmarke aus Sachsen auch eine profunde Geschichte in der Fertigung von Einsatzuhren besitzt, dürfte nicht wenige überraschen, die mit dem Namen vor allem klassische Zeitmesser edler Materialien in Verbindung bringen. Bereits 1969 entstand so die erste Glashütter Taucheruhr und anlässlich dieses Jubiläums hat Glashütte Original im Jahr 2019 eine neue Kollektion mit dem Namen Spezialist lanciert. Die beiden ersten und variantenreichen Vertreter daraus heißen SeaQ und SeaQ Panoramadatum. Wir haben beide Neuheiten bereits getestet und erklären, wieso die beiden Taucher aus Sachsen eine echte Alternative zu etablierten Klassikern aus der Schweiz darstellen.

Die Glashütte Original SeaQ 

Glashütter Taucheruhr 1969: Die Spezimatic Typ RS TP 200

Im Jahr 1969 verlassen die ersten robusten und wasserdichten Uhren die Fertigung des Glashütter Uhrenbetriebes – speziell abgestimmt auf die Anforderungen von Sport- und Kampftauchern. Die Modelle tragen den Namen „Spezimatic Typ RP TS 200“ und zählen heute zu den seltensten deutschen Taucheruhren auf dem Vintagemarkt. 

Die Glashütte Original Spezimatic Typ RP TS 200
Die Spezimatic Typ RP TS 200

Die Seltenheit dieser Einsatzuhr wurde vor allem während der diesjährigen Neuheitenpräsentation von Glashütte Original im Mai deutlich. Niemand hatte das 50. Jubiläum der sportlichen Spezimatic im Blick, weshalb die Überraschung um die Lancierung der neuen Spezialist Kollektion besonders groß war. Die Ähnlichkeit der beiden Namen ist natürlich kein Zufall, genauso wenig wie die eindeutigen gestalterischen Bezüge der neuen SeaQ Modelle zur historischen Designvorlage. 

Die Glashütte Original SeaQ

Die neue SeaQ: Wiederentdeckung einer Taucheruhr   

Sehr nah an der frühen Spezimatic gleicht die neue SeaQ der ersten Glashütter Taucheruhr wie aus dem Gesicht geschnitten. Dass dennoch keine reine Re-Edition erfolgt ist, sondern die wichtigsten Designmerkmale von früher mit Technologien und Materialien von heute kombiniert worden sind, kann nur begrüßt werden. 

Ein wenig angewachsen sind bei der SeaQ beispielsweise die Gehäuseabmessungen, weshalb die Neuheit mit 39,5 mm im Durchmesser und 12,15 mm Bauhöhe zwar dezent, aber immer noch größer als das Original aus 1969 gestaltet wurde. Die Lünette ist nur gegen den Uhrzeigersinn drehbar und ziert eine schwarze Keramikeinlage. Neben der DIN- sowie der ISO-Prüfung für Taucheruhren liefert die Uhr eine Wasserdichtigkeit bis 200 Meter. 

Die Glashütte Original SeaQ

Zifferblatt und Zeiger ähneln dem Design von 1969 dagegen sehr stark, sind aber mit moderner Leuchtmasse aus Super-LumiNova ausgestattet. Die cremegelbe Farbgebung wird als Reminiszenz an vergangene Zeiten „Old Radium“ genannt. In der hauseigenen Zifferblattmanufaktur in Pforzheim wird die Leuchtmasse sorgfältig von Hand aufgetragen. Wie dieser und andere spannende Schritte auf dem Weg zu einem Zifferblatt von Glashütte Original aussehen, haben wir bei unserem Besuch vor Ort herausgefunden. 

Den Antrieb übernimmt das zuverlässige Automatikkaliber 3911. Es stammt aus der eigenen Manufaktur und bietet circa 40 Stunden Gangreserve. Hinter einem verschraubten Gehäuseboden aus Stahl arbeitet es mit einer Frequenz von 4 Hertz, was 28.800 Halbschwingungen der Unruh pro Stunde entspricht. 

Die Glashütte Original SeaQ

Einschätzung und Preise: SeaQ 

Die neue SeaQ ist eine ansprechend gestaltete Taucheruhr, die nicht nur Teil der erst in diesem Jahr lancierten Spezialist Kollektion ist, sondern auch das Erbe der Glashütter Einsatzuhren repräsentiert. Ihrer historischen Designvorlage ist die SeaQ aus gestalterischer Perspektive sehr nah, auch wenn neue Technologien und Materialien das Modell komplettieren. 

Die Glashütte Original SeaQ

In der von uns getesteten Variante mit sportlichem Edelstahlarmband samt cleverer Größenjustierung (durch Drücken des Logo-Buttons auf der Schließe), liegt der Preis bei 9.700 Euro. Sollte die Wahl auf die verfügbaren Versionen mit Kautschuk– oder Textilband fallen, beträgt der Preis je 8.500 Euro. 

Die Glashütte Original SeaQ Panoramadatum

Die SeaQ Panoramadatum: Interpretation unserer Zeit 

Die SeaQ Panoramadatum ist das zweite Modell, das innerhalb der neue Spezialist-Kollektion lanciert wurde. Sie ist mit blauem sowie schwarzem Zifferblatt erhältlich und hebt sich optisch wie auch technisch von der bereits vorgestellten SeaQ ab, ohne die Verwandtschaft zu leugnen. Mit Abmessungen von 43,2 mm im Durchmesser und 15,65 mm Bauhöhe ist sie deutlich größer und markanter als Variante ohne Panoramadatum. Die Wasserdichtigkeit wächst zudem auf 300 Meter, weshalb Glashütte Original dieses Modell beispielsweise für Sporttaucher empfiehlt. 

Die Glashütte Original SeaQ Panoramadatum

Die Stundenmarkierungen sind hier eingerahmt und mit Leuchtmasse aus SuperLumiNova gefüllt. Die Leuchtkraft ist im direkten Vergleich innerhalb der Spezialist-Kollektion stärker, wie wir bei unserem Lume-Shot bei absoluter Dunkelheit herausgefunden haben. 

Die Glashütte Original SeaQ
Die SeaQ Panoramadatum rechts

Zertifiziert robust und präzise 

Auch die SeaQ Panoramadatum wird nach deutschem (DIN 8306) wie auch internationalem (ISO 6425) Standard als Taucheruhr geprüft. Neben Wasserdichtigkeit werden dadurch besonders gute Ablesbarkeit, Stoßsicherheit und Salzwasserbeständigkeit garantiert. Zudem ist die Uhr mit dem hauseigenen Kaliber 3613 ausgestattet, das zudem einem 24tägigem Testverfahren unterzogen wurde. 

Die Glashütte Original SeaQ Panoramadatum

Dieses vielbeachtete Automatikwerk aus dem KaliberPortfolio von Glashütte Original kann im Fall der SeaQ Panoramadatum durch ein rückseitiges Saphirglas betrachtet werden. Neben einer bemerkenswerten Gangreserve von 100 Stunden überzeugt es vor allem durch eine antimagnetische Siliziumspirale, die die Uhr gegen externe Störfaktoren im Alltag wappnet. Neben der Glashütter Dreiviertelplatine erhöhen die Schwanenhalsfeder sowie eine Schwungmasse mit 21-karätigem Goldaufsatz den Wow-Faktor beim Blick in den Maschinenraum. 

Die Glashütte Original SeaQ Panoramadatum

Fazit: SeaQ Panoramadatum

Die SeaQ Panoramadatum komplettiert vorerst die neue Spezialist Kollektion von Glashütte Original. Ohne die Verwandtschaft zur SeaQ zu verleugnen, unterscheidet sich das Modell in einer Reihe von Punkten, die für die Kaufentscheidung auf der Suche nach der nächsten Taucheruhr maßgeblich sein können. Zum einen ist die Uhr mit 43,2 mm deutlich größer und löst sich auch mit Blick auf die Zifferblattgestaltung stärker von der historischen Designvorlage aus dem Jahr 1969. Zum anderen ist das verwendete Kaliber 3613 über jeden Zweifel erhaben und liefert neben 100 Stunden Gangreserve, einer Siliziumspirale und Glashütter Oberflächenveredelungen zudem ein internes, 24-tägiges Testprogramm zur Garantie höchster Präzision. 

Die Glashütte Original SeaQ Panoramadatum

Die höheren Preise der SeaQ Panoramadatum werden im Vergleich zu SeaQ also auch mit technischen Features untermauert und liegen am Textil– sowie Kautschukband bei 11.000 Euro. In der abgebildeten Variante mit EdelstahlArmband setzt Glashütte Original den Preis bei 12.200 Euro fest. Egal wo die eigene Präferenz liegen mag, mit der Spezialist Kollektion hat Glashütte Original nicht nur Fans und Presse überrascht, sondern echte Alternativen zu Taucheruhren großer Marken aus der Schweiz geliefert, die seit geraumer Zeit vor allem durch Wartelisten infolge von Nachfrageüberhang für Gesprächsstoff sorgen. 


Text & Bilder: © David Schank, Watchlounge