Die neue Cartier Tank Américaine in Rotgold

Seit Jahren rückt Cartier immer starker in den Fokus von Uhrensammlern, denn die Maison kreiert mit spannenden Neuheiten und gelungenen Überarbeitungen die Ekstase der Eleganz am Handgelenk. Bestes Beispiel dafür ist die neue Tank Américaine, die Ende März auf der Watches and Wonders in Genf präsentiert wurde. Trotz ihrer über 35-jährigen Historie zählt das Modell im Portfolio von Cartier zu den absoluten Youngstern. Gerade deshalb lohnt sich ein Blick in die Geschichtsbücher der französischen Kultmarke, um die Designcodes der neuen Tank Américaine zu verstehen. Dafür haben wir das edle Rotgoldmodell in den Fokus genommen und sind auf spannende Details gestoßen. Viel Freude beim Entdecken!

Die neue Cartier Tank Américaine in Rotgold

Américaine Dream

Wir schrieben das Jahr 1987, als bei Cartier ein neues Modell Form annimmt, dessen gestalterische Eingruppierung in der Tank Familie stattfindet. Cartier tauft die Uhr „Tank Américaine“, da sie auf den wichtigen, amerikanischen Markt abzielt. Als Designvorbild dient die legendäre Tank Cintrée aus dem Jahr 1921, die damals bereits durch ihre Überlänge und ihre, der Handgelenksgeometrie angepassten Gehäuseform, Nonkonformismus pur ausstrahlt. Kein Wunder, schließlich ist „cintrée“ das französische Wort für „gewölbt“, womit der Zeitmesser seinem Beinamen alle Ehre macht. Zurück in das Jahr 1987 oder noch besser 1988, denn damals wird die Tank Américaine in den Markt eingeführt und zum Verkauf angeboten. Für das erste Jahr exklusiv in den USA. Seit 1989 ist das Modell Teil des internationalen Cartier Portfolios.

Die neue Cartier Tank Américaine in Rotgold

Die Gestaltung des neuen Modells wirkt im direkten Vergleich zu seiner historischen Designvorlage amerikanisiert, was in diesem Fall aber nicht als Malus, sondern als bloße Tatsachenbeschreibung dienen soll. So ist die Tank Américaine ringsum mit üppigen Proportionen ausgestattet und verfügt über breitere Brancards (die Seitenholme des Gehäuses) als die Tank Cintrée. Deren kurvige Eleganz geht dennoch auf das Modell über, was für starken Tragekomfort sorgt.

Die neue Cartier Tank Américaine in Rotgold

Die neue Cartier Tank Américaine in Rotgold

Die Tank Américaine 2023

Als die neue Tank Américaine in diesem Jahr – also genau ein Vierteljahrhundert nach ihrer Erstlancierung – präsentiert wird, fallen uns einige feine Änderungen sofort ins Auge. Ihr Korpus wirkt zwar noch immer markant und groß für eine Tank, allerdings ist er mit Abmessungen von 44,4 mm Länge, 24,4 mm Breite sowie bloß 8,6 mm Bauhöhe etwas kleiner geworden. Die Resistenz gegenüber Wasser ist nach wie vor minimal und beträgt 3 bar. Allerdings erwarten wir von einem solchen Design-Dresser auch keine Toolwatch-Werte.

Die neue Cartier Tank Américaine in Rotgold

Gleich zwei wichtige Änderungen betreffen das Gesicht des Zeitmessers. Zum einen ist das Datum bei 6 Uhr ersatzlos verschwunden, zum anderen ist die guillochierte Oberfläche des silbernen Zifferblattes einer vertikalen Satinierung gewichen. Etwas simpler in der Ausführung, dafür aber mit mehr Purismus und Fokus auf das Wesentliche: Zum Beispiel die langen, römischen Stundenmarkierungen und die gebläuten Schwertzeiger. All das ist frei von Leuchtmasse, denn bei den Zeitmessern der Pariser Maison geht es vor allem um elegante Objekte für das Handgelenk. Wer sich hier in teutonischer Gründlichkeit um die Nachtablesbarkeit sorgt, sucht am besten woanders weiter. Wer sich für Cartier entscheidet, kauft immer auch ein Stück französische Nonchalance.

Die neue Cartier Tank Américaine in Rotgold

Hidden Pleasures: Werk und Schließe

Nichtsdestotrotz arbeitet in der neuen Tank Américaine ein echtes Manufakturwerk in bester Swiss Made Qualität mit automatischem Aufzug. Es heißt Calibre 1899 und wird explizit für dieses Modell gebaut. Seit den 1970er Jahren produziert Cartier seine Uhren in der Schweiz und betreibt seit 2001 eine eigene Werkmanufaktur in La Chaux-de-Fonds. Ein echter Pluspunkt der neuen Tank Américaine ist zudem die Faltschließe, mit der auch das Modell in Stahl ausgeliefert wird. Diese Konsequenz ist absolut zu begrüßen und erinnert an die zahlreichen historischen Modelle, die in den allermeisten Fällen mit einer Faltschließe an das Handgelenk der Kundschaft wanderten. Noch in den 1970er mit individuell angepassten Lederbändern, da die Schließe auf beiden Seiten verschraubt wurde und deshalb keinerlei Möglichkeit zur Anpassung bot. Das ist heute natürlich anders, damit Sie das mattgraue Alligatorlederband der rotgoldenen Tank problemlos justieren können.

Die neue Cartier Tank Américaine in Rotgold  

Tank Cintrée for the people?

Mit der neuen Américaine liefert Cartier eine komplette Überarbeitung seinen großen, eleganten Tank. Ihre Anlehnung an die Cintrée wird hier so deutlich, wie noch nie zuvor. Man denke an den Purismus durch den Wegfall des Datums sowie die geringe Bauhöhe in Kombination mit der gewölbten Form. Dazu leicht verkleinerte Proportionen, das Automatik-Kaliber aus der eigenen Manufaktur und die edle Faltschließe. All das sind echte Pluspunkte gegenüber den vorherigen Modellen der Baureihe. Kein Zweifel, wir haben es hier mit einer feinen Cartier zu tun, aber eben très américaine für etwas mit französischem Design und schweizer Produktionsperfektion. Die Beschreibung als „Cintrée for the people“ konterkariert den Esprit einer kostspieligen Luxusuhr zwar etwas, aber im Kern trifft sie den Punkt. Schließlich sehen wir hier ein Modell mit dauerhaftem Platz in der Standard-Kollektion, während die Cintrée als Teil von oft limitierten Editionen meist sehr schwer zu bekommen ist. Gerade im rotgoldenen Gewandt gibt uns die neue Tank Américaine genau die Eleganz, die wir von einer Cartier erwarten. Ihr Preis liegt bei 18.000 Euro. Im direkten Vergleich zu dem einer Cintrée – Zuteilung vorausgesetzt – wirkt die Neuheit damit noch attraktiver. 

Weitere Informationen zur neuen Cartier Tank Américaine finden Sie auf der Seite der Maison hier.  


Text & Bilder ©David Schank, Watchlounge