Das Rolex Ausbildungszentrum in Köln: die Zukunft in guten Händen

Das Ende meiner Schulzeit lag noch in weiter Ferne, da trug ich schon ungewöhnlich lange dieses ausgewachsene Faible für mechanische Uhren mit mir rum. Nicht dass sich meine Begeisterung in erwähnenswerten Leistungen naturwissenschaftlicher Fächer manifestiert hätte, aber die Faszination für das Ticken am Handgelenk war einfach da. Schon im Teenageralter bin ich mit meinem Vater in die Tiefen der Uhrenwelt eingetaucht. Börsen, Sammlertreffen und Online-Communities inklusive. Ich erinnere mich noch an eine Printwerbung der damals neu lancierten Rolex GMT-MASTER II mit Referenz 116713. Ohne das übliche Überblättern der Anzeige blieben meine Finger stehen und ich war fasziniert. Design, Präzision und Qualität schienen mich aus dem Papier heraus anzuspringen. Ich war sofort angezündet und wollte alles über die Geschichte und die Modelle von Rolex wissen. Ohne Zweifel war die gefühlte Unerreichbarkeit der Zeitmesser für einen Fünfzehnjährigen auch Teil der Magie. Das Ganze ging so weit, dass ich mich 2009 initiativ auf eine Uhrmacherausbildung bei Rolex in Köln bewarb. Das Abitur stand damals unmittelbar bevor und die Idee schien mir so brillant wie unausweichlich. Dass die Marke in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch keine Ausbildung zum Uhrmacher anbot, entnahm ich der sehr höflichen Antwort aus Köln samt Alternativvorschlägen. Am Ende habe ich mich ohnehin für die schreibende statt die schraubende Zunft entschieden, aber die Faszination für das Unternehmen mit Krone ist bis heute geblieben. Als vor einigen Wochen die Einladung zur Eröffnung des neuen Rolex Ausbildungszentrums in Köln im Postfach aufleuchtete, musste ich nicht lange überlegen und buchte Züge in die Domstadt.

Das Rolex Ausbildungszentrum in Köln
Das neue Ausbildungszentrum befindet sich im Gebäude der Rolex Deutschland GmbH über den Dächern Kölns • Credit © Rolex

Neue Uhrmacher: die nächste Generation einer gesamten Industrie

Ortstermin Köln. Seit jeher sitzt Rolex in Deutschland zwischen Dom und Rhein, mehr oder minder in der Mitte des Landes. Einige Male bereits durfte ich hier hinter die Kulissen des imposanten Gebäudes inmitten der Innenstadt schauen. Trotzdem ist jeder Besuch etwas Besonderes. Vielleicht auch deshalb, weil man vorab nie zu 100 Prozent erfährt, was einen erwartet. Heute geht es jedenfalls um das neue Ausbildungszentrum, das über den Dächern der Stadt entstanden ist. Doch bevor wir uns die Werktische, Messgeräte und Unterrichtsstunden anschauen, bekommen wir einordnende Fakten zum Stand der Uhrmacherei in Deutschland. Diesen Part übernehmen Alexander Vogel als Leiter des Rolex Ausbildungs- & Schulungszentrums, sowie sein Stellvertreter Nicklas Blum (rechts im Bild).

Das Rolex Ausbildungszentrum in Köln
Die Leitung des Rolex Ausbildungs- & Schulungszentrums übernehmen Alexander Vogel (links) und sein Stellvertreter, Nicklas Blum • Credit © Rolex

Uhrmacher haben sich im Laufe der letzten Jahre zu einer ausgesprochen raren Spezies entwickelt. Gerade einmal 4.700 sind es aktuell noch in Deutschland und damit bereits 20 Prozent weniger als noch 2019. Bis heute spürt die Branche die Auswirkungen der Quarzkrise: Diese hat in den 1970er und -80er Jahre den Beruf des Uhrmachers so unattraktiv und zukunftsarm gemacht, dass aktuell zwei Arbeitsgenerationen fehlen. Rolex hat genau dieses Problem sehr früh erkannt und bereits 1984 als erster Betrieb im Kanton Genf wieder Auszubildende für das Uhrmacherhandwerk eingestellt. In Deutschland bildet die Marke seit 2014 in Köln aus und gibt das Know-how in Form einer dreijährigen, dualen Ausbildung zwischen Schule und Betrieb weiter. Seitdem haben dort 33 Talente ihre Ausbildung erfolgreich absolviert, von denen die Mehrzahl noch heute bei Rolex arbeitet. Zudem leidet man hier auch nicht unter der Last zu weniger Bewerbungen. Jedes Jahr möchten zwischen 250 und 300 junge Menschen den Uhrmacherberuf beim Primus der Branche lernen. Davon werden 40 für einen theoretischen und praktischen Eignungstest eingeladen. Am Ende gibt es maximal sechs Plätze. Übernahmegarantie inklusive.

Das Rolex Ausbildungszentrum in Köln
Modernste Arbeitsplätze sorgen für beste Bedingungen im Ausbildungsalltag • Credit © Rolex

Ausbildungszentrum à la Rolex: state-of-the-art auf 800 Quadratmetern

Seit Oktober dieses Jahres ist das neue Ausbildungszentrum von Rolex Deutschland nun in Betrieb. Auf rund 800 Quadratmetern können angehende Uhrmacherinnen und Uhrmacher das Handwerk unter besten Bedingungen erlernen. Alle Räume sind lichtdurchflutet, bieten ergonomische Arbeitsplätze und modernste, technische Anlagen. Der Rundgang durch die umfangreichen Räumlichkeiten in Köln lässt mich beeindruckt Staunen. So sieht also Wissenstransfer à la Rolex aus. Rémi Corpataux, Geschäftsführer der Rolex Deutschland GmbH, über die Bedeutung des Ausbildungszentrums für die Zukunft des Berufsstandes:

Unser Ziel ist es, den Beruf des Uhrmachers wieder attraktiver zu machen und junge Menschen für dieses Handwerk zu begeistern. Wir arbeiten kontinuierlich an unseren Ausbildungsmethoden und verfügen über ein pädagogisches Instrumentarium, das sich ständig weiterentwickelt, um den Bedürfnissen von heute und den Herausforderungen von morgen gerecht zu werden.“

Zwei Bundes- und Landessieger in Folge von Rolex Deutschland

Unter den Bedingungen von Rolex lernt man den Beruf offensichtlich nicht nur gerne, sondern auch besonders gut, was Spitzenleistungen der Auszubildenden zeigen. Die Uhrmacher Tim Behrens und Luca Maron sind erst 23 Jahre alt und haben bereits ihre Ausbildung bei Rolex erfolgreich durchlaufen. Mit ihrem Talent konnten sie auch außerhalb des Unternehmens schon auf sich aufmerksam machen: Beide wurden als Landes- und Bundessieger der Jahrgänge 2022 und 2023 ausgezeichnet. Ein früher Ritterschlag in der Branche.

Das Rolex Ausbildungszentrum in Köln
Tim Behrens (links) und Luca Maron, beide sind Landes- und Bundessieger ihres Jahrgangs • Credit © Rolex

Unser Gespräch mit Tim Behrens und Luca Maron ist ausgesprochen kurzweilig, verbindlich und höflich. Maron arbeitet heute übrigens selbst als Trainer im Ausbildungs- und Schulungszentrum der Marke und gibt sein Wissen an die nachfolgenden Unterrichtsklassen weiter. Keine Frage, wer solche Botschafter für sein Unternehmen ausbildet, stärkt die Wahrnehmung der eigenen Marke von innen nach außen. Neben der klassischen, dreijährigen Uhrmacherausbildung hat Rolex aber auch noch zwei weitere Angebote im Portfolio.

Das Rolex Ausbildungszentrum in Köln
Das neue Ausbildungszentrum von Rolex Deutschland bietet ein erstklassiges Umfeld für die Uhrmacher-Ausbildung • Credit © Rolex

Die Fortbildung im Rolex Netzwerk: Qualitätssicherung seit über 30 Jahren

Damit offizielle Rolex Fachhändler Reparaturen und Serviceleistungen im Sinne der Marke durchführen können, werden Sie in Köln eigens dafür ausgebildet und geschult. Seit über 30 Jahren wohlgemerkt. Das Ganze beginnt mit einem vierwöchigen Grundkurs, der speziell auf die Besonderheiten von Rolex Armbanduhren ausgelegt ist. Darüber hinaus werden Auffrischungskurse und einwöchige Aufbaukurse angeboten, um die Uhrmacherinnen und Uhrmacher der Fachhändler an Werken wie beispielsweise dem Chronographenkaliber der Daytona zu schulen. Bestandteil der einzelnen Programme sind alle Servicetätigkeiten an Rolex Uhrwerken, von Demontage und Einschalen über die Instandsetzung von Gehäusen bis hin zu Wasserdichtheitstests. Durch die regelmäßige Teilnahme an diesen Programmen stellen Rolex und seine Vertriebspartner einen optimalen Service auch außerhalb der eigenen Werkstatt in Köln sicher.

Das Rolex Ausbildungszentrum in Köln
Neben der klassischen, dreijährigen Ausbildung wird nun auch der „After-Sales Service Watchmaker“ von Rolex in Deutschland angeboten • Credit © Rolex

Ausbildung zum „After-Sales Service Watchmaker“ im Rolex Kundendienst-Netzwerk 

Seit Oktober dieses Jahres bietet Rolex Deutschland auch die Ausbildung zum „After-Sales Service Watchmaker“ (ASSW) an. Dieses besondere Schulungsprogramm existiert bei der Rolex SA in Genf bereits seit 2015 und wird nun mit insgesamt 12 Plätzen auch hierzulande umgesetzt. Ziel ist die Erlernung aller Fähigkeiten, die im Kundendienst innerhalb des Rolex-Netzwerkes benötigt werden. Das Besondere an der anderthalbjährigen Ausbildung ist, dass eine vorherige Uhrmacherausbildung kein zwingendes Kriterium ist. Alles, was man für die spätere Tätigkeit braucht, lernt man im neuen Rolex Ausbildungs- & Schulungszentrum in Köln. Ein Quereinstieg ist also möglich. Selbstverständlich testet Rolex vorab die persönliche wie fachliche Eignung für den Beruf. Am Ende der 18 Monate steht eine Prüfung in Genf an, nach deren Bestehen die Uhrmacher als Rolex ASSW wieder in den Betrieb zurückkehren, der sie in Richtung Köln entsandt und auch die Kosten ihrer Ausbildung getragen hat.

Das Rolex Ausbildungszentrum in Köln
Wer sich bei Rolex zum Uhrmacher ausbilden lässt, kann mit einer Übernahmegarantie rechnen • Credit © Rolex

Talentschmiede mit Jobgarantie 

Mit dem neuen Ausbildungs- & Schulungszentrum kümmert sich Rolex nicht nur um die eigene Zukunft, sondern um die der gesamten Branche. Um den Beruf attraktiver zu machen und Hürden abzubauen, wird neben der klassischen, dreijährigen Uhrmacher-Ausbildung auch der anderthalbjährige After-Sales Service Watchmaker angeboten. Ein spannendes Programm, das erstmalig auch Quereinsteiger in Deutschland nutzen können. Nachdem ich alle drei Ausbildungsjahrgänge von technischem Unterricht bis hin zu handwerklichen Feinarbeiten beobachten durfte, sehe ich in meine kühne Idee aus dem Jahr 2009 mit etwas skeptischeren Augen. Irgendwie bin ich mit dem Schreiben doch sehr zufrieden und überlasse das Schrauben lieber Talenten mit besonnenem Fingerspitzengefühl. Wer hier in Köln einmal hinter die Kulissen schauen darf, weiß die Zukunft der Ausbildung bei Rolex jedenfalls in besten Händen.

Weitere Informationen zu Rolex finden Sie auf der Seite des Unternehmens hier


Bilder ©Rolex • Text ©David Schank, Watchlounge