How to collect Cartier
Wer an die großen Klassiker der Uhrmacherei denkt, kommt an Santos und Tank nicht vorbei. Die Ikonen von Cartier zählen nicht nur zu den ersten Armbanduhren überhaupt, sondern erfreuen sich in ihren zahlreichen Ausführungen seit Jahren steigender Beliebtheit. Eine Renaissance von Form, Eleganz und Stil erfasst die Uhrenwelt und Cartier steht an der Spitze dieser Bewegung. Dass die Marke auch für Sammler immer attraktiver wird, ist spätestens seit jüngsten Rekordpreisen rarer Vintage Modelle auf Auktionen kein Geheimnis mehr. Dabei beginnt der Einstieg in die Welt der klassischen Zeitmesser von Cartier vergleichsweise entspannt im vierstelligen Bereich. Wir haben drei Sammlungen von Entry bis High Level zusammengestellt, die Orientierung und Inspiration für alle bieten, die bei Cartier auf den Geschmack gekommen sind. Viel Freude beim Entdecken!
One Watch Collection: Santos vs. Tank
Wer mit einem Modell den Grundstein seiner späteren Sammlung legen möchte, sollte sich an die Legenden der Marke halten. In diesem Fall zählen Santos und Tank mit weitem Abstand zu den bekanntesten Zeitmessern der aus Paris stammenden Marke. Nicht ohne Grund zählen sie heute zu den Beststellern im Portfolio. Wer sich zum Start an die Ikonen des Hauses hält, kann hier entspannt anbauen, sollten sich Geschmack und Budget entsprechend entwickeln. Oder aber wechseln, was mit einem der Klassiker erfahrungsgemäß gut klappt, da Design und Produktwahrnehmung bei einer breiten Masse auf große Zustimmung stoßen. Was bleibt ist die Qual der Wahl.
Cartier Ikone bis 5.000 Euro: Tank Must XL
Bereits im Jahr 1917 erblickt die Tank nach einem Entwurf von Louis Cartier das Licht der Welt. Ihre Form zeichnet sich schon damals durch zwei parallel verlaufende Seitenstege aus, denn Ihre Gestaltung ist von der Draufsicht auf Renault FT-Panzer dieser Zeit inspiriert. Was sich nach einer marriage impossible anhört, hat zu einem der bekanntesten Uhrendesigns aller Zeiten geführt. Noch heute erkennt man die Tank auf den ersten Blick, was vor allem für das von uns ausgewählte Modell, die Must XL gilt.
Mit ihren 41 x 31 mm ist sie eine markante Erscheinung am Handgelenk und sorgt dort mit dem typischen Flinqué-Zifferblatt für klassisches Flair. Angetrieben von dem zuverlässigen Automatik-Kaliber 1847 MC kostet die Cartier Tank Must XL aktuell 4.800 Euro. Kein Wunder, dass der geübte Uhrenblick sie beim alltäglichen Schweifen immer öfter entdeckt. Für uns der perfekte Einstieg in die Welt von Cartier.
Bestseller bis 10.000 Euro: Santos de Cartier
Um die Entstehung der legendären Cartier Santos nachzuverfolgen, reisen wir in das Paris des Jahres 1904. Hier fertigt Louis Cartier eine Uhr für den brasilianischen Flugpionier Alberto Santos-Dumont, der beim Fliegen die Zeit ablesen möchte, aber ohne dabei das Steuer seines Flugzeugs durch das Heraussuchen der Taschenuhr loszulassen zu müssen. Heute gilt die ihm gewidmete Santos als erste Herrenarmbanduhr überhaupt, wenngleich Cartier die Grenzen geschlechterspezifischer Modellzuteilungen seit jeher eher entspannt zieht und seit einigen Jahren nahezu komplett aufgibt. Heute gilt die Santos de Cartier als absoluter Bestseller der Marke, was vor allem an dem starken Auftrieb nach der umfangreichen Überarbeitung im Jahr 2018 liegt.
Gerade das große Modell mit seinen 39 mm Gehäusebreite präsentiert die kultgewordenen Linien und Kanten in üppiger Dimension. Auch hier arbeitet – analog zur Tank Must XL – das Manufakturkaliber 1847 MC mit automatischem Aufzug. Wer sich für die aktuelle Interpretation der großen Cartier Ikone entscheidet, bekommt zum Preis von 8.300 Euro auch noch einen zweiten Look durch das mitgelieferte Lederband. Natürlich inklusive Quick-Change-System für einen Outfitwechsel binnen Sekunden. Sie merken schon, um die Santos kommt man nicht herum.
Two is a Party: Cartier als Duo bis 15.000 Euro
Wenn eine Cartier nicht genügt oder man sich schlicht nicht zwischen Tank und Santos entscheiden kann, ist der Schritt zum Duo der richtige Weg. Im Preisbereich bis 15.000 Euro haben wir eine fabelhafte Kombination zweier Modelle gefunden, mit der Sie dem Drang nach mehr Vielseitigkeit am Handgelenk guten Gewissens nachgeben können. Das Beste daran: die Auswahl ist ein bisschen raffinierter, indem sie über das Offensichtliche hinausgeht, aber immer noch im Bereich der Klassiker bleibt.
Große Eleganz mit der Tank Américaine
Sie zählt zu den Stars der diesjährigen Watches & Wonders, weil sie historisches Erbe und Gegenwart gekonnt verbindet. Wir sprechen von der Tank Américaine, die 1988 auf den Markt kommt und sich dank ihres cintréeartigen, gewölbten Gehäuses schnell einen Platz unter der Must-Haves der Kollektion sichert. Durch ihren Geburtstag in den späten 80ern haben wir es hier mit einem jungen Modell zu tun. Zumindest nach Cartier-Maßstäben. Dazu kommt die komplette Überarbeitung 2023, wodurch das Datum bei sechs Uhr dem Purismus weicht und Edelstahl erstmalig Einzug in die Familie erhält. Damit stößt die bisher ausschließlich in Edelmetall gebaute Tank Américaine die Tür für neue Sammler weit auf, denn ihr Preis ist gefällig.
Konkret werden für das große Modell mit Proportionen von 45,1 x 26,6 mm aktuell 6.700 Euro aufgerufen. Dafür liefert Cartier sein neues Automatik-Kaliber 1899 MC, das explizit für schmale Gehäuse entwickelt wurde und bisher exklusiv in der Tank Américaine zum Einsatz kommt. Mit der Kalibernummer erinnert Cartier an das Eröffnungsjahr ihrer legendären Niederlassung auf der Rue de la Paix 13 (im Cartier-Jargon: „Treize Paix“), die heute noch als Solitär der Marke in Paris strahlt. Ebenfalls strahlend ist die kunstvoll geformten Faltschließe aus Edelstahl, an der ein marineblaues Armband sitzt. Wenn sie uns fragen, gibt es von Cartier keine elegantere Uhr zu diesem Preis. Sie ist so etwas wie die Vorstufe einer Cintrée, aber mit eigenständigem Esprit. Dazu dieser unschlagbare Tragekomfort durch das gewölbte Gehäuse. Unbedingt anprobieren!
Santos de Cartier, mittleres Modell
Auch wenn wir die Freiheit haben, aus zwei Modellen zu wählen, kommen wir in unserem vorab gesteckten Preisrahmen bis 15.000 Euro nicht an der Santos de Cartier vorbei. In diesem Fall aber – wie bereits angekündigt – in der etwas raffinierteren Version mittlerer Größe. Hier misst das stählerene Gehäuse aus kunstvoll satinierten und polierten Oberflächen 35,1 mm in der Breite und kommt damit auch feinen Handgelenken entgegen.
Analog zum großen Modell sorgt das Automatik-Kaliber 1847 MC für den präzisen Antrieb des Zeitmessers. Auch das silberfarbene Opalin-Zifferblatt und die schwertförmigen Zeiger aus gebläutem Stahl dürften Ihnen bekannt vorkommen. Bloß etwas dezenter, was sich auch im Preis niederschlägt, der bei 7.600 Euro liegt. In Kombination mit der Tank Américaine haben wir hier ein perfektes Duo aus eleganter Dresswatch und sportlicher Santos, die zudem bis 100 Meter wasserdicht ist.
Three is a Collection: Trio über 20.000 Euro
Ab drei Modellen einer Marke spricht man üblicherweise von einer Sammlung, zumindest von deren Beginn. Um einen besseren Blick auf die Bandbreite spannender und sammlungswürdiger Cartier Zeitmesser zu bekommen, liefern wir zum Finale unseres Collector´s Guides ein Trio ohne Preisbeschränkung. Dafür aber mit echten Traumuhren.
Santos de Cartier, Vollgold, mittlere Größe
Sind Sie bereit für die ultimativen Gordon-Gekko-Vibes am Handgelenk? Wer Michael Douglas jemals in Wall Street gesehen hat, dem kann unmöglich seine vollgoldene Cartier Santos entgangen sein. Das Modell von damals ist heute etwas gefälliger, lässt in der mittleren Größe aber nichts von dem Flair der Goldenen 1980s vermissen. Ihr 35,1 mm großes Gehäuse ist nebst Armband aus 18-karätigem Roségold gefertigt und liefert einen satten Kontrast zu dem silberfarbenen Opalin-Zifferblatt.
Ein Klassiker, der durch die Materialwahl vor Opulenz strotzt und dennoch mit eher zurückhaltenden Proportionen überzeugt. Gewiss keine leise Uhr, aber für ein edles Cartier-Trio aus der aktuellen Kollektion genau das Richtige. Der Preis liegt bei 34.600 Euro und die goldene Santos sehr gewichtig am Handgelenk.
Tank Louis Cartier, großes Modell, natürlich Vollgold
Unter den zahlreichen Tank Modellen nimmt die Louis Cartier eine Sonderstellung ein. Nachdem die Tank („Normale“) 1917 entwickelt und 1919 erstmalig verkauft wird, zeichnet sich die später lancierte „Louis Cartier“ durch abgerundete Seitenteile aus. Ab den 1970er Jahren kommen zudem einfarbige Zifferblätter in ihrer pursten Form auf den Markt. Minimalismus at its best. Je weniger Text und Minuterie, desto besser. Auch die aktuelle Tank Louis Cartier in Vollgold verzichtet in der Version mit schwarzem Zifferblatt auf alles, was über den Markennamen und ihren Ursprung („Swiss Made“) hinausgeht.
Schwertförmige Zeiger aus Stahl mit Gold-Finish und dazu ein Gehäuse nebst Dornschließe aus 18-karätigem Gelbgold. Auch als großes Modell bleibt sie mit 33,7 mm x 25,5 mm ihren historischen Vorbildern treu und legt sich dezent um das Handgelenk. Natürlich mit mechanischem Kaliber 1917 MC. Zum Preis von 14.000 Euro können Sie auch andere Uhren kaufen, aber sicher keine neue Cartier mit so viel Klasse und Purismus.
Die Legende lebt: Tank Cintrée
Für das finale Modell in unserem Cartier Trio benötigen Sie neben 24.800 Euro auch einen guten Draht in die Cartier Boutique Ihres Vertrauens, denn eine Cintrée trägt man selten spontan am Samstagnachmittag nach Hause. Sie ist die große Legende unter den Tank Modellen und seit 1921 Teil der Kollektion. Lang, schmal und anschmiegsam. Daraus ergibt sich ein Design mit unendlicher Eleganz, das uns sofort an die lange Motorhaube eines Jaguar E-Type erinnert. Mit der Cintrée setzen Sie immer ein Zeichen für Stil in seiner zeitlosesten Form und wie so vieles, was sich gefällig von dem Mainstream abhebt, ist auch dieser Zeitmesser schwer zu bekommen.
Dennoch ist es nicht unmöglich, weshalb wir jedem mit Interesse zum direkten Austausch mit Cartier raten. In der Zwischenzeit möchten wir Ihnen nicht vorenthalten, dass die Cintrée 46,3 mm x 23 mm misst und in der von uns vorgestellten Variante aus 18-karätigem Roségold besteht, dessen Farbton hervorragend mit dem schwarzen Zifferblatt harmoniert. Den Antrieb übernimmt das ultraschlanke Handaufzugs-Kaliber 8971 MC aus der eigenen Manufaktur der Maison in der Schweiz. Die Cintrée ist sicherlich nicht für jeden Geschmack, aber wer sie einmal umgelegt hat, lässt sie selten wieder gehen.
Weitere Informationen zu den Zeitmessern von Cartier finden Sie auf der Seite der Manufaktur hier.
Text ©David Schank, Watchlounge • Bilder ©Cartier