Das Tragebuch ist unsere neue Rubrik in der Watchlounge. Von Zeit zu Zeit nehmen wir Uhren für eine Woche ganz genau unter die Lupe. Den Anfang macht der S.A.R. Rescue-Timer von Mühle Glashütte. In unserem dreiteiligen Bericht sorgen wir für Infos und Bilder zum Trage-Alltag bei Wind und Wetter. Mit #WLTragebuch sind unsere Updates auf Instagram und Facebook immer abrufbereit.

Teil 1

Made in Germany steht auch bei mechanischen Präzisionsuhren hoch im Kurs. In Glashütte, der Hochburg feiner Uhrmacherei in Deutschland, sitzt die Firma Mühle. Wie der Namenszusatz „Nautische Instrumente“ schon vermuten lässt, ist die Marke aus Sachsen seit jeher in besonderer Weise mit der Schifffahrt und dem Element Wasser verbunden. Kein Wunder also, dass uns Mühle mit dem S.A.R. Rescue-Timer eine Uhr zuschickt, die mit den Bedingungen auf Schiff und Hoher See besonders gut zurechtkommt.

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Den Rescue-Timer hat Mühle in enger Zusammenarbeit mit den Kapitänen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) entwickelt. Funktion und Aussehen der Uhr passen deshalb ideal zu den Anforderungen auf Hoher See. In dem Automatikkaliber SW 200-1 ist daher auch eine besonders effektive Stoßsicherung verbaut.

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Das Kaliber SW 200-1 stammt von dem Schweizer Hersteller Sellita, der seit über 10 Jahren Präzisionswerke für die Uhrenindustrie entwickelt und produziert. Das Werk selbst wird anschließend mit der mühletypischen Spechthalsregulierung und einem eigenen Automatik-Rotor personalisiert. Den Einsatz am Arm erleichtern Sekundenstopp und Datumsschnellschaltung. Kommt der Rescue-Timer einmal nicht zu Einsatz, verhindern 38 Stunden Gangreserve den Stillstand der Mechanik.

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Die Optik des Rescue-Timers wird von einem matten Edelstahlgehäuse mit schwarzer Kautschuk Lünette dominiert. Der Durchmesser liegt bei 42mm, die Bauhöhe bei stattlichen 13,5mm. Die Uhr schützt ein 4mm dickes Saphirglas mit planer Oberfläche. Schön anzusehen ist die innen eingeschliffene Datumslupe. Ist die Aufzugskrone verschraubt, trägt sie zu den enormen 100bar oder eben 1.000 Metern Wasserdichtigkeit bei.

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Das tiefschwarze Zifferblatt ist, der guten Ablesbarkeit bei Nacht wegen, wie die Zeiger mit Super-LumiNova Leuchtmasse belegt. Neben Keil und Strichindexen wirkt das Gesicht der Uhr sehr aufgeräumt und verzichtet auf Textorgien ober- und unterhalb der Zeigerachse.

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Für Tragekomfort und sicheren Halt sorgen das schwarzes Kautschuk-Armband und eine Faltschließe mit Tauchverlängerung. Damit die Uhr gut am Handgelenk sitzt, muss das Band vorher gekürzt und auf die individuelle Länge gebracht werden. Anschließend wird jede der beiden Bandhälften mit einem Federsteg in der Schließe versenkt.

M8Der Preis des S.A.R. Rescue-Timers liegt bei 1.750 Euro. Für einen Aufschlag von 100 Euro ist die Uhr auch am Metallband erhältlich. So viel zu den wichtigsten technischen Daten nach dem Auspacken. Jetzt kommt die Uhr aber erstmal an den Platz ihrer Bestimmung – nämlich ans Handgelenk. Am Mittwoch erscheint Teil 2 unseres Tragebuches als Bericht über den Tragekomfort und die Alltagstauglichkeit.

Teil 2 

Nachdem ich Euch den S.A.R. Rescue-Timer von Mühle Glashütte mit den wichtigsten Daten und Bildern bereits vorgestellt habe, war die Uhr in den letzten 5 Tagen mein steter Begleiter am Handgelenk. Um ehrlich zu sein, war ich Anfangs skeptisch was den Tragekomfort anbelangt. Schließlich ist sie mit ihren 42mm Durchmesser und 13,5mm Höhe größer als alle Uhren, die ich sonst so an den Arm schnalle. Doch die Zweifel sollten von kurzer Dauer sein. Nach ein paar Stunden Eingewöhnungszeit am Handgelenk fühlte sich der Rescue-Timer so an, als sei er schon immer da gewesen. Dazu tragen in meinen Augen vor allem zwei Faktoren bei. Zum einen ist das schwarze Kautschukband ein echter Schmeichler und legt sich perfekt um den Arm. Zum anderen ist der Bodendeckel leicht nach außen gewölbt und und hebt so den Kopf der Uhr etwas vom Handgelenk ab. Zumindest führt es dazu, dass das Gehäuse nicht flach mit seinem vollen Umfang aufliegt. Am Arm sitzt sie also angenehm und ist durch ihr Gewicht dennoch stets präsent.

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Stellt man die Uhrzeit ein, führt kein Weg an der markanten Aufzugskrone vorbei. Sie ist groß, mit zwei vollen Umdrehungen verschraubt und liegt gut zwischen Daumen und Zeigefinger. Einzig der Weg in Position 2, in der die Datumsschnellschaltung betätigt wird, war bei mir nicht immer von Erfolg gekrönt. Es stellte sich für mich als empfehlenswert heraus vorsichtig Hand anzulegen, um nicht sofort in Position 3 zu rutschen, in der man die Uhrzeit einstellt. Dennoch ist die Schnellverstellung des Datums eine Innovation, die ich nicht mehr missen möchte. Wer ab und an mal eine Vintageuhr am Arm hat, weiß wie mühsam das Kurbeln der oft auch noch schwergängigen Kronen ist.

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Betrachtet man das aufgeräumte Zifferblatt der Uhr nicht nur bei Tag, sondern auch unter Wasser, auf dem stromlosen Speicher oder im dunkeln Keller, dann schaltet die Leuchtmassenmischung namens Super-LumiNova das Licht an. Wie eine neongrüne Leuchtstoffröhre macht der Rescue-Timer unübersehbar auf sich aufmerksam. Bis auf das Datum ist die Uhr also auch in aller Dunkelheit ziemlich genau abzulesen.

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Wie bereits angesprochen, trägt sich der Rescue-Timer trotz seiner Bauhöhe wirklich angenehm. Nur unter der geschlossenen Hemdmanschette wollte er partout nicht verschwinden.

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Zum einen kann man die Ärmel natürlich einfach hochkrempeln, zum anderen ist das Büro sicher nicht der Einsatzort, für den der Rescue-Timer entwickelt wurde und wo er seine Stärken ausspielen kann. Mit der langen und markanten Faltschließe bin ich beispielsweise recht oft an der Laptopkante oder anderen Schreibtisch-Utensilien hängen geblieben.

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In meinen Augen ist die Uhr nicht für den Büroalltag des kurzärmeligen Desktop-Divers prädestiniert, sondern gehört an die frische Luft und unter Wasser. Sie fühlt sich auf einem Neoprenanzug oder unter einem dicken Pulli deutlich wohler als zum Anzug. Das kann ich nach 5 Tagen mit dem Rescue-Timer im Redaktionsalltag sagen. Bis zu Teil 3 unseres Tragebuches wird die Uhr jedenfalls ausgiebig bei Wind und Wetter getestet werden.

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Teil 3 

Die Woche ist vorbei und der S.A.R. Rescue-Timer noch immer am Arm. Zeit für finale Gedanken und ein Fazit zu unserer ersten Uhr im Watchlounge Tragebuch.

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Wie versprochen war ich mit dem Rescue-Timer nicht nur im Büro unterwegs, sondern vor allem unter Wasser und auf dem Mountainbike. Beim konzentrierten Bahnenziehen im Sportbecken und Downhill im Wald über Stock und Stein ist die Uhr ganz in ihrem Element. An die Grenzen der Belastbarkeit konnte ich den Rescue-Timer, ganz wie erwartet, mit keiner meiner Aktivitäten bringen. Das wird allerdings den meisten Trägern in ihrem Arbeits- und Sportalltag genauso gehen. Mühles Outdoor-Klassiker hat diesbezüglich also alle Erwartungen erfüllt und funktionierte stets tadellos.

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Wenn man vom Ursprung des Werkes absieht, ist alles Made in Germany und mit 1.750 Euro am Kautschukband ziemlich fair bepreist. Auch wenn die Uhr ohne skalierte und drehbare Lünette auf ein typisches Taucheruhrenmerkmal verzichtet, ist sie mit ihren 1000 Metern Wasserdichtigkeit für jeden Tauchgang bereit. Dank der ausklappbaren Tauchverlängerung lässt sie sich auch spielend über jeden Neoprenanzug ziehen. Im Dunkeln sorgt Super-LumiNova für den nötigen Durchblick und am Arm erhöhen ein nach außen gewölbter Rückdeckel wie auch das elastische Kautschukband den Tragekomfort.

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Viel Lob für die Uhr aus Glashütte. Doch was könnte man noch verbessern? Eine Sache die die Schließe betrifft, würde ich am Rescue-Timer verändern. Grundsätzlich gefällt mir die Idee, dass die Tauchverlängerung mit zwei Handgriffen und einem Zahnstocher blitzschnell entfernt werden kann.

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Dadurch, dass die Tauchverlängerung aber an die Schließe angebaut ist und das Ende des Kautschukbandes nach dem Entfernen der Verlängerung weiter ins Innere der Schließe rutscht, verringert sich der Umfang des Bandes.

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Die Schließe ist dadurch zwar etwas kürzer, das Handgelenk aber ist noch genauso groß wie zuvor und die Uhr folglich zu eng. Daran ändern auch die zur Feinjustierung angebrachten Löcher nichts mehr. Wem also die Schließe des Rescue-Timers zu lang erscheint, der sollte sich vor dem individuellen Anpassen des Kautschukbandes überlegen, ob er die Uhr lieber mit oder ohne Tauchverlängerung nutzen und tragen möchte.

Ansonsten hatte ich eine Woche Spaß mit einer Uhr für drinnen, aber vor allem für draußen, für jeden Tag, jedes Wetter und fast jeden Anlass. Mit diesen abschließenden Gedanken verabschiede ich mich mit dem Rescue-Timer in die Sonne…

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David Schank, Editor Watchlounge.com