TEIL 1

Unser neuestes Tragebuch startet. Nachdem wir beim letzten Mal in Glashütte unterwegs waren, hat es uns für diese Episode in den Schwarzwald verschlagen. Genauer gesagt nach Gütenbach. In dem Dorf mit nur zwölfhundert Einwohnern hat Hanhart seinen Sitz. Seit den 20er Jahren werden hier Stoppuhren gebaut und besonders die Eindrücker-Chronographen der Marke sind ein Stück deutscher Uhrengeschichte. An diese frühen Chronos erinnert auch die Pioneer Mono Control, die wir in den nächsten Tagen vor die Linse und ganz genau unter die Lupe nehmen werden.

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Was die Optik betrifft, ist die Pioneer Mono Control an den ersten Eindrücker-Chronographen angelehnt, den Hanhart bereits 1938 auf den Markt gebracht hat. Das schwarze Zifferblatt hat einer umlaufende Minuterie mit 5-Minuten Einteilung. Außerdem helfen große arabische Stundenmarkierungen beim Ablesen der Zeit. Bei drei und neun Uhr werden auf Hilfszifferblättern der 30-Minutenzähler des Chronographen und die laufende Sekunde des Uhrwerks angezeigt. Die Stundenindexe sind mit weißer Leuchtmasse belegt und liegen auf einer kreisförmigen Bahn mit Rillenmuster, die dem Zifferblatt je nach Lichteinfall eine dreidimensionale Optik verleiht.

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Die Zeiger greifen das nostalgische Thema der Uhr unverkennbar auf. Wie aufwendig verschnörkelte Türme kreisen sie über das Zifferblatt der Uhr. Optisch sind sie ein Abbild der Erstversion aus den 30er Jahren. Die Leuchtmasse hebt sich mit ihrem Cremefarbton von den Stundenindexen ab. Sicher ein Teil des Vintage-Looks der Uhr, wobei ich mir vorstellen kann, dass einige nichts gegen gleiche Farbtöne auf Zifferblatt und Zeigern gehabt hätten. Um bei der Farbgestaltung zu bleiben – die beiden Zeiger, denen der Chronographen Arbeit verschafft, sind optisch herausgehoben und mit roten Spitzen versehen.

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Das Gehäuse ist aus Edelstahl gefertigt und bis auf einen polierten Streifen, der am unteren Teil der Lünette verläuft, komplett mattiert. Mit 42mm Durchmesser ist die Uhr zeitgemäß proportioniert, wobei stattliche 15mm Höhe dafür sorgen, dass die Pioneer besser unter ein Outdoorfleece passt, als unter eine Hemdmanschette. Wer bei einer Fliegeruhr mit eindeutigen Wurzeln in der Vergangenheit eine große Krone erwartet, wird hier nicht enttäuscht. Das Bedienwerkzeug liegt gut in der Hand und hat drei Positionen: Aufzug, Datumschnellschaltung und Zeitverstellung. Will man nicht nur die Uhr stellen, sondern auch Zeiten stoppen, genügt das beherzte Drücken oben rechts. Hier findet man, was beim ersten Betrachten ohnehin sofort ins Auge springt – die rote Kappe des Chronographen. Ein absoluter Klassiker von Hanhart, der Piloten einst davor bewahren sollte, ihre Stoppzeit unbeabsichtigt zurückzusetzen. So ein nostalgisches Extra darf bei Pioneer Mono Control natürlich nicht fehlen.

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Auf der Vorderseite gibt ein Saphirglas den Blick auf das Gesicht der Uhr frei. Auf der Rückseite muss man mit graviertem Stahl Vorlieb nehmen. Dahinter verrichtet ein Automatikkaliber mit dem Namen HAN3911 seine Arbeit. Der Herzschlag der Unruh liegt bei 4 Hertz und voll aufgezogen wird eine Gangreserve von 42 Stunden erreicht. Laut Hersteller ist die Pioneer Mono Control bis 10 bar wasserdicht, was sie im Strandurlaub nicht automatisch vom Arm verbannt. Es bleibt allerdings jedem selbst überlassen, ob er mit dem Kalbslederband ins Meer geht. Da Band selbst ist schön weich und sehr anschmiegsam. Nieten bei zwölf und sechs Uhr geben auch ihm etwas Vintage-Feeling mit auf den Weg zum Kunden. Durch die Dornschließe ist es gut einzustellen und liegt angenehm am Handgelenk.

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Der aktuelle Listenpreis liegt bei 2.350 Euro und die Uhr kann direkt über die Homepage des Herstellers bestellt werden. Ich nehme die Pioneer Mono Control jetzt erstmal nicht mehr vom Arm und melde mich in ein paar Tagen mit Teil 2 des Tragebuchs zurück.

TEIL 2

Seit fünf Tagen habe ich die Pioneer Mono Control nun am Arm und das sieht man. Zumindest am Lederband, das sich meinem Handgelenk angepasst hat und langsam geschmeidig wird. Uhren müssen schließlich eingetragen werden. Ich war mir Anfangs nicht sicher, ob der Eindrücker das Zeug zum Handgelenksschmeichler hat, aber die Zweifel werden Tag für Tag kleiner. Zum einen passt die Uhr durch das immer weicher werdende Lederband besser, zum anderen gewöhne ich mich an die Anfangs ungewohnten Proportionen.

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Mit 42mm Durchmesser ist die Pioneer keinesfalls überdimensioniert, aber 15mm Dicke sorgen nun mal für eine markante Bauhöhe. Im Zusammenspiel mit dem Gewicht, das eine haushaltsübliche Küchenwaage bei ca.120g sieht, wird man die Mono Control sicher nicht am Arm vergessen. Die Uhr ist stets präsent und ohne Frage relativ schwer für eine Uhr mit Edelstahlgehäuse und Lederband.

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Was mir von Anfang an gefällt, ist die einfache Bedienbarkeit der Mono Control. Die große Krone liegt gut in der Hand und stellt in Position 2 die Uhrzeit mit angenehmen Widerstand. Das wirkt wertig und sorgt für eine genaue Einstellbarkeit. Auch der Monopusher-Chrono könnte einfacher nicht zu bedienen sein. Hier braucht es bloß einen kräftigen Druck um den Widerstand zu überwinden und der Stoppzeiger beginnt zu Laufen. Ein zweites Drücken hält den Chrono an und ein drittes Auslösen setzt die gesamte Stoppfunktion wieder zurück. Simpler im Bezug auf die Bedienerfreundlichkeit geht es nicht. Ebenfalls gelungen ist der Chronostop bei vollständig gezogener Krone.

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Das Gesicht der Uhr dominieren zwei große Hilfszifferblätter, auf denen die laufende Sekunde sowie die gestoppten Minuten angezeigt werden. Hier siegt die Ablesbarkeit der Fliegeruhr über ihre Ästhetik. Denn die arabischen Stundenmarkierungen zwei, vier, acht und zehn werden von den Totalisatoren angeschnitten und teilweise überlappt. Als Erinnerung an die Vintage-Modelle vergangener Tage sind Stunden- und Minutenzeiger der Mono Control kunstvoll geformt und mit cremefarbener Leuchtmasse gefüllt. Die Farbe erinnert sofort an patinierte Zeiger alter Uhren. Mir hat sich bisher allerdings nicht erschlossen, warum der selbe Farbton den Stundenmarkierungen auf dem Blatt verwehrt blieb.

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Am Arm macht die Pioneer Mono Control nach fünf Tagen eine gute Figur. Ich habe mich an die Größe und ihr Gewicht gewöhnt, das Lederband legt sich angenehm um mein Handgelenk und das Zifferblatt läd je nach Leichteinfall zum permanenten Draufschauen ein. Bis zum letzten Teil unseres Tragebuchs bekommt die Hanhart jedenfalls noch Wind, Wetter und das Oktoberfest ab. Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier… 😉

TEIL 3

Nach zehn Tagen endet unser Tragebuch mit der Hanhart Pioneer Mono Control. Zehn Tage in denen ich viel mit der Uhr erlebt habe und viel Zeit hatte, die Trageeindrücke auf mich wirken zu lassen.

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Wenn Sonne auf das Zifferblatt trifft und es mit Licht geflutet wird, kommt seine Oberfläche besonders gut zur Geltung. Die beiden Totalisatoren sind leicht abgesenkt, wodurch sie hervorgehoben werden. Eine umlaufende Bahn mit schmalem Rillenmuster ist der Untergrund der arabischen Stundenmarkierungen. Die Leuchtmasse der Zahlen ist erhaben, was ihre Ablesbarkeit verbessert. All diese Punkte machen das Zifferblatt spannend und laden dazu ein, es mit dem Licht spielen zu lassen. Die nostalgische Optik ist durch einige Details unübersehbar. Verschnörkelte Stunden- und Minutenzeiger gehören in jedem Fall dazu. Sind sind den Vintagemodellen aus dem letzten Jahrhundert nachempfunden und gefallen mir ausgesprochen gut. Ihre Leuchtmasse ist cremefarben, was einen Bruch zu der weißen Leuchtmassenfarbe des Zifferblatts darstellt. Besser gefiele mir gleichfarbige Leuchtmasse auf Blatt und Zeigern. Nicht weil es keine Vintageuhren gibt, bei denen die Leuchtmasse der Zeiger stärker gealtert ist, als die auf dem Zifferblatt, sondern weil es einfach harmonischer wäre. Wenn wir gerade bei den Farben sind – Rot steht bei der Mono Control für alles was mit dem Chronographen zu tun hat. Die Drückerkappe, die Stoppzeigerspitze und der Pfeil am Ende des Minutenzählers sind rot. Vor allem der Überzug des Chronodrückers ist ein Erkennungszeichen der gesamten Baureihe und kann seinen nostalgischen Charme nicht verheimlichen. Muss er auch nicht, denn dieses Detail finde ich klasse. Wenn mal das Licht ausgeht, hat man mit der Mono Control eine zuverlässige mechanische Taschenlampe am Arm. Die Leuchtkraft ist enorm und die Nachtablesbarkeit lässt dementsprechend keine Wünsche offen.

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Kommen wir von der Optik zur Haptik. Die Uhr fasst sich sehr gut an und liegt schwer in der Hand. Durch die matten Oberflächen des Stahlgehäuses gleiten die Finger angenehm über die Hörner und Flanken ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Das gilt vor allem für die Lünette. Hochglanzpoliert würde sie sie jedes Staubkorn und jeden Fettfleck sofort ins pingelige Besitzerauge spiegeln. Wer sich dran stört und permanent haucht, reibt, poliert und kontrolliert, dem gibt die Mono Control eine Auszeit vom Zwang. Einzig ein schmaler polierter Streifen trennt Gehäuse und Lünette. Was mich wirklich überrascht hat – nach fast zwei Wochen intensiven Tragens, Wiesnbesuchen, Sicherheitschecks am Flughafen und dem ganz normalen Alltagswahnsinn, ist kein einziger Kratzer an der Uhr. Bis auf das Lederband, das etwas nachgegeben hat, sieht die Hanhart noch immer werkneu aus. Das dass Band schnell weich wird, sollte aber als Segen betrachtet werden, denn so kommen auch schmale Handgelenke besser mit der Größe und dem Gewicht der Uhr klar.

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Von der Haptik zu Technik. Das Werk lief ausgesprochen präzise mit ca. 3 Sekunden Vorgang am Tag. Das ist zum einen ausgesprochen zuverlässig und zum andern innerhalb der Chronometernorm. Das Drehen der große Krone lässt die Räder im Werk zusätzlich arbeiten. Die Positionen von Datumsschaltung und Zeitverstellung sind klar voneinander getrennt. Es ist ein angenehmer Widerstand nötig, um Datum oder Zeiger in Bewegung zu setzen. Gleiches gilt für den Chronographendrücker. Ein satter Druck und es wird gestoppt, angehalten oder zurückgesetzt. Das Ganze wirkt hochwertig verarbeitet, liegt gut in der Hand und zwischen den Fingern. Für jemanden wie mich, der privat vor allem Vintageuhren trägt, war es eine angenehme Abwechslung eine moderne und komplett neue Uhr zu tragen. Zieht ein zu weit gedrehtes Datum beim Fotoshooting eines alten Weckers oft minutenlanges Kurbeln nach sich, dauert es hier nur wenige Sekunden und die Schnellschaltung hilft einem bei der Korrektur. Nach 10 Tagen am Arm sehe ich die Pioneer Mono Control als einen robusten Automatik-Chono, den man jeden Tag bedenkenlos ums Handgelenk schnallen kann. Draußen spielt das Zifferblatt gerne mit der Sonne und unterm Anzug wird es ihr schnell zu eng. Für 2.350 Euro Listenpreis eine klare Empfehlung für alle, die nach einem markanten Chrono für jeden Tag suchen, der kein Vermögen kostet und trotzdem ein kultiges Design mit Made in Germany verbindet.

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