Roger Dubuis Round Table: CEO Nicola Andreatta über die Zukunft der Marke

Im Rahmen eines exklusiven Round Table Events in München haben mit Roger Dubuis CEO Nicola Andreatta über die Zukunft der Marke gesprochen. Seit 2018 steuert er die Geschicke der Manufaktur und hat die Uhrmacherei selbst im Blut. In seiner Familie reicht die Tradition der Arbeit mit tickenden und schwingenden Zeitmessern ganze drei Generationen zurück. Welche Pläne er für die erst 27 Jahre alte Maison hat und warum er sie als Vorreiter in Sachen Hyper-Horology sieht, wir haben es von ihm direkt erfahren.

Nicola Andreatta
Seit 2018 lenkt Nicola Andreatta die Geschicke von Roger Dubuis

Watchlounge

Wie ist das Jahr 2022 für Roger Dubuis gelaufen?

Nicola Andreatta

2022 war für uns ein sehr spannendes und wichtiges Jahr. Wir sind auf der Watches & Wonders Geneva mit zwei neuen Modellen gestartet, die preislich sowohl das untere wie auch das obere Ende unseres Portfolios zeigen. Letztes haben wir, gemeinsam mit unserem gesamten uhrmacherischen Know-How, in der Form der „Knights of the Round Table“ unter Beweis gestellt. Dazu kommt unsere neue Monobalancier, die den Einstieg in Excalibur Kollektion bildet. Seit meinem Antritt als CEO 2018 haben wir beschlossen, den Hauptfokus der Marke auf die Excalibur Linie zu legen, weshalb wir das Design von Gehäuse und Werk in diesem Jahr stark weiterentwickelt haben. Zudem wollen wir in den kommenden zwei Jahren als einzige Marke überhaupt zu 100% Geneva-Seal zertifiziert sein. Auch daran haben wir 2022 hart gearbeitet.

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Können Sie uns erklären, was Roger Dubuis im Kern für Sie ausmacht und was die Marke innerhalb der Industrie einzigartig macht?  

Nicola Andreatta

Seit der Gründung von Roger Dubuis 1995 liegt das Ziel der Marke darin, Veränderung in die Welt der klassischen Uhrmacherei zu bringen. Im Jahr 2011 hat Richemont die Maison vor allem wegen ihres Manufaktur-Know-Hows, der Uhrmacher, der Maschinen und der enormen Fertigungstiefe gekauft. Sie haben aber sehr schnell erkannt, dass hier Zeitmesser entstehen, die sich im absoluten Luxus-Segment vom Mainstream abheben. Für mich und mein Team ist Roger Dubuis deshalb der Inbegriff der Hyper-Horology. Für uns symbolisiert es den höchsten Anspruch an das Produkt, ähnlich wie bei Hyper-Cars. Wir haben den Begriff übrigens im vergangenen Jahr schützen lassen, damit Hyper-Horology und Roger Dubuis exklusiv verbunden bleiben.

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Was bedeutet dieser Anspruch für die Entwicklung neuer Modelle?

Nicola Andreatta

Wie gesagt, das Ziel von Roger Dubuis ist es, traditionelle Grenzen hinter sich zu lassen. Das Wort, das unsere Marke am besten beschreibt, ist Exzess. Wir beziehen uns hier auf die ursprüngliche Bedeutung aus dem Lateinischen, wo „excedo“ bedeutet, über etwas hinauszugehen. Deshalb wird jedes unserer neuen Modelle auf einen Dreiklang von Emotionen geprüft, den wir dafür komponiert haben. Er setzt sich aus Spaß, Verrücktheit und Freiheit zusammen. Mindestens zwei dieser drei Emotionen müssen sich in allem widerspiegeln, was wir tun.

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Sie haben Ihre eigenen Termini geschaffen, um sich von der Konkurrenz abzuheben, aber wo ordnen Sie die Marke konkret ein?

Nicola Andreatta

Nicht nur wir, sondern auch unsere Kunden zählen uns zur absoluten Elite der Schweizer Uhrmacherei, was uns mit Stolz erfüllt. Besondere Bedeutung nimmt hier unser Know-How im Bau großer Komplikationen wie Minutenrepetitionen, Ewigen Kalendern, Schleppzeiger-Chronographen und Tourbillons ein, die wir zum Leben erwecken können. Auch der Aufwand, der in unserer Manufaktur hinter jedem Arbeitsschritt steckt, ist schlicht enorm. Stellen Sie sich als Beispiel unsere Minutenrepetition vor. Ihr Werk besteht aus 567 Komponenten und jede einzelne davon wird von Hand finissiert. Um diese handwerkliche Ausnahmeleistung noch sichtbarer zu machen, werden wir die Künstler hinter unseren Uhren in Zukunft auch der Öffentlichkeit vorstellen und den Prozess ihrer Arbeit dokumentieren.

Roger Dubuis Round Table in München

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Welchen Stellenwert nimmt R&D (Research & Development) bei Ihnen ein, um auf diesem Level zu bleiben?

Nicola Andreatta

Genau dafür haben wir vor zwei Jahren das sogenannte „Q-LAB“ innerhalb der Manufaktur eröffnet. Die namentliche Verbindung zu dem Erfinder hinter den Gadgets von James Bond ist hier kein Zufall, denn wir haben unseren eigenen Mister Q. Sein Name ist Gregory Bruttin und er ist unser Product Strategy Director. Er leitet das Q-LAB als Zentrum unserer Kreativität. Hier Erfinden und Testen wir neue Materialien, Komplikationen und die technische Realisierbarkeit von Designstudien. Bei uns folgt die Funktion nämlich immer der Form, also genau das Gegenteil des klassischen Industrial-Design Ansatzes. Zuerst gestalten wir einen wunderschönen Zeitmesser und dann finden wir Wege, ihn technisch umzusetzen.

Roger Dubuis Round Table in München

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Wie hält es Roger Dubuis mit Personalisierungen und besonderen Kundenwünschen?

Nicola Andreatta

Personalisierung und Einzelstücke sind ein sehr wichtiges Thema bei Roger Dubuis. Aktuell macht dieser Bereich circa 20 Prozent unserer Produktion aus. Was die Möglichkeiten und Wünsche betrifft, lautet unser Anspruch „Sky is the Limit“.

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Wie viele Uhren produziert Roger Dubuis überhaupt innerhalb eines Jahres?

Nicola Andreatta

Wir kommunizieren nach wie vor keine exakten Zahlen. Mit unserem hohen Anspruch sind wir komplett ausgelastet und erhöhen deshalb lieber die Komplexität unserer Zeitmesser als die Quantität.

Roger Dubuis Round Table in München

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Welche Bedeutung messen Sie dem deutschsprachigen Markt zu?

Nicola Andreatta

Für uns ist der deutschsprachige Markt von großer und vor allem wachsender Bedeutung. Es ist auch kein Zufall, dass wir heute hier zusammensitzen und ich mir persönlich ein Bild einiger unserer Handelspartner mache. Wir arbeiten beispielsweise mit Wempe sehr gut zusammenarbeiten. Teil der Wahrheit ist allerdings auch, dass wir gerade in Deutschland noch sehr viel Potenzial sehen, um neue Kunden mit den Uhren von Roger Dubuis zu begeistern.

Das Interview führte David Schank. 


Weitere Informationen zu den Zeitmessern von Roger Dubuis sowie zur Marke selbst finden Sie hier


Bilder ©DavidSchank, Watchlounge