Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin: Die Uhr aus Kapseln

Die wichtigste Frage gleich vorab: Sind Sie Team Siebträger oder Team Vollautomat? Schätzen Sie die zeremonielle Zubereitung Ihres Kaffees mit eigener Mühle, deren Mahlgrad Sie minutiös auf Ihre Lieblingsbohne abgestimmt haben, bevor Sie den Siebträger mit der hochglanzpolierten Maschine vermählen, deren Ausstrahlung einem italienischen Sportwagen Konkurrenz macht? Oder sind Sie zufrieden, wenn der Kaffee nach zwei Mal Knopfdrücken einfach in der Tasse steht? Diese elementare Glaubensfrage stellt sich mir glücklicherweise nicht, denn ich bleibe dem koffeinhaltigen Heißgetränk in nahezu jeder Situation fern. Umso gespannter bin ich, als mich Hublot zur Vorstellung einer neuen Uhr einlädt, die – im Zeichen der Nachhaltigkeit – in Kooperation mit Kapselgigant Nespresso entsteht. Big Bang Unico Nespresso Origin heißt der Zeitmesser und ich frage mich, wie diese beiden Marken wohl zueinander passen. Ich frage mich auch, ob eine große Show in bester Greenwashing-Manier auf uns wartet oder doch Substanz zum Thema Recycling und Zirkularität. Um das zu klären, mache ich mich auf den Weg nach Genf. 

Die Hublot Manufaktur in Nyon
Das Manufakturgebäude von Hublot in Nyon bei Genf

Nyon calling: inside Hublot Manufacture

Eigentlich haben sie Regen gemeldet, wie so oft in diesem auslaufenden Frühling, der sich eher nach einem ausgewachsenen Herbst anfühlt. Nicht schlimm, kenne ich ja aus München. Die Sonnenbrille bleibt Zuhause, der Regenmantel ersetzt stattdessen die Hoffnung auf gutes Wetter. Genf ist allerdings immer für eine Überraschung gut und lässt an diesem Donnerstagvormittag kräftig Sonne aus dem Wolkenkäfig. Kein Problem mit der daheim gelassenen Brille, alleine der Beweis, dass der gelbe Ball noch existiert, stimmt mich euphorisch. Zudem könnte ich damit heute ohnehin nichts anfangen, laufen wir doch die meiste Zeit durch die Hallen von Hublot im nahegelegnen Nyon. 

Die Hublot Manufaktur in Nyon
Finale Handgriffe an einer Spirit of Big Bang

Wiedersehen nach fast 8 Jahren

Fast acht Jahre ist es her, als ich mich zuletzt in der Manufaktur von Big Bang und co. umsehen durfte (hier der Bericht dazu). Damals hielt Jean-Claude Biver noch die Zügel in der Hand und einige seiner Sätze habe ich heute noch im Ohr. Übrigens nicht wegen der eindringlichen Lautstärke, mit der sie für gewöhnlich vorgetragen wurden. 

Die Hublot Manufaktur in Nyon
Seit 2015 in Betrieb: Manufakturgebäude Nr.2 

Manufaktur und Marke wachsen weiter 

Seitdem hat sich einiges getan, aber irgendwie fühlt es sich bei Hublot seltsam vertraut an. Damals war es eine meiner ersten Presse-Reisen überhaupt. Ich war noch Werkstudent bei Watchlounge und gewissermaßen überrascht, wie offen und entspannt man hier, in der von außen oft so zugeknöpft wirkenden Uhrenwelt, über alle Themen von Produktion bis Vertriebsstrategie spricht. Daran hat sich nichts geändert und vielleicht ist diese nach außen getragene Offenheit auch Teil des Erfolges, der Hublot umgibt. Als ich im November 2015 zum ersten Mal sehe, wo und wie ihre Zeitmesser entstehen, ist das zweite Manufaktur-Gebäude gerade ein paar Wochen in Betrieb. Bald beginnen die Bauarbeiten für Produktionsstätte Nummer drei. Die Marke wächst noch immer. 

Die neue Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin
Ergebnis der Kooperation: Die neue Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin

Die Kooperation von Hublot und Nespresso 

Wir sind allerdings nicht hier, um den Maschinenpark zu begutachten, sondern die Kooperation zwischen Hublot und Nespresso kennenzulernen. Was fällt Ihnen spontan zu den beiden Marken ein, das über Uhren und Kaffee hinausgeht? Für mich sind es zwei Schweizer Firmen, die beide in den 1980er Jahren gegründet wurden (Hublot ´80, Nespresso ´86), öffentlich durchaus kontrovers diskutiert werden und sich einer treuen Anhängerschaft erfreuen, die die Produkte auf täglicher Basis nutzen respektive konsumieren. Zeitmesser auf der einen, Kapseln auf der anderen Seite. Während mechanische Uhren, aufgrund ihrer oft generationsübergreifenden Lebensdauer, als luxuriöses Nachhaltigkeitsbeispiel par excellence gelten, ist die Weste der kleinen Metallgefäße mit Kaffeepulver-Füllung keinesfalls lupenrein. Das ist Nespresso durchaus bewusst, weshalb man seit Jahren signifikante Summen für Prozesse bereitstellt, die die Zirkularität im Allgemeinen und das Recycling der Kapseln im Besonderen vorantreiben.

Die Pressekonferenz zum Launch der Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin
Hublot-CEO Ricardo Guadalupe (2.v.l.) im Gespräch mit Nespresso-CEO Guillaume Le Cunff

Wie Nespresso Nachhaltigkeit interpretiert 

In diesem Jahr sind es über CHF 300 Millionen (bei einem Gesamtumsatz 2022 von CHF 6,4 Milliarden), wie uns Nespresso-CEO Guillaume Le Cunff verrät. Sein größtes Ziel? Net Zero bis 2050, also vollständige Klimaneutralität bei der Herstellung. Sein Paradebeispiel für die gute Entwicklung ist die Schweiz, wo circa 70 Prozent der im Umlauf befindlichen Kapseln aus wiederverwendeten Materialien bestehen. Im Heimatland der von Testimonials wie George Clooney beworbenen Marke gibt es allerdings auch eine Kooperation mit der Schweizer Post, wodurch sich Konsumenten Umschläge nach Hause bestellen können, um ihre benutzten Kapseln an den Hersteller zurückzusenden. Das Porto zahlt Nespresso. Wie so oft lassen sich vorbildliche Zustände aus der Schweiz nicht auf alle Märkte übertragen, weshalb die globale Recycling-Quote deutlich unter 70 Prozent liegt. Aber Guillaume Le Cunff trägt seine Botschaft mit Leidenschaft vor und man nimmt ihm seine Mission für eine klimaschonendere Produktion seines Bestsellers durchaus ab. Warum auch nicht, schließlich profitiert Nespresso am stärksten davon, sein öffentlich oft kritisch wahrgenommenes Image abzustreifen. Doch wie kommt der Kaffee denn nun in die Uhr? 

Die neue Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin
Das Gehäuse besteht zu 100% aus recyceltem Aluminium, 28% davon sind wiederverwertete Kapseln

Von der Kapsel zur Uhr 

Wer sich zum morgendlichen Wachwerden Nespresso einschenkt, weiß, dass am Ende Aluminium und Kaffeesatz übrig bleiben. Um diesen beiden Abfallprodukten neues Leben zu schenken, arbeiten Hublot und Nespresso seit über einem Jahr zusammen. Das Ergebnis finden Sie an zahlreichen Stellen der Big Bang Unico Nespresso Origin. So besteht das 42 mm große und 14,5 mm hohe Gehäuse aus zu 100 Prozent aus recyceltem Aluminium, das wiederum zu 28 Prozent aus Nespresso-Kaffekapseln besteht. Um diesen Anteil zu erreichen, finden circa vier ausgediente Kapseln ihren Weg in den Korpus der Uhr. Das Aluminium wird bei Nespresso recycelt und Hublot zur Weiterverarbeitung in der Manufaktur angeliefert. Neben dem Mittelteil des Gehäuses sind auch die Lünette, die Krone und die Drücker aus dem Material gefertigt. Um den leuchtend grünen Farbton zu erreichen, werden die Teile eloxiert, anschließend satiniert und poliert. Nespresso-Liebhaber werden es womöglich erkannt haben, allen anderen sei gesagt, dass die Couleur exakt auf Kapseln der Sorte Peru Organic zurückgeht. Der Gehäuseboden besteht recyceltem Titan. So viel Commitment muss sein. 

Der farbgebende Nespresso Peru Organic
Eine Kapsel des farbgebenden Nespresso Peru Organic

Neue Bänder mit (etwas) Kaffeesatz

Neben Aluminum kommt auch recycelte Kaffeesatz zum Einsatz und zwar bei den Bändern. Die Uhr wird mit einem Textilarmband (aus 5 % Kaffeesatz und 95 % recyceltem Polyester) sowie einem Kautschukarmband (4,1 % Kaffeesatz, 8,2 % recycelter Kautschuk, der Rest bleibt Geheimnis von Hublot) ausgeliefert. Beide Bänder tragen sich angenehm anschmiegsam und geben guten Halt am Arm.

Bas Band der neuen Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin
Die Punkte im Band verraten dessen Herkunft auf den ersten Blick

Vor allem aber unterstreichen Sie die Message der Uhr, auch wenn die beigemischten Mengen des Kaffeetresters sehr überschaubar sind. Optisch sind zumindest bei dem Kautschukarmband kleine schwarze Punkte zu sehen, die die Herkunft direkt verraten. Für den Antrieb der neuen Big Bang Unico Nespresso Origin sorgt das Hublot Manufaktur-Kaliber HUB1280 mit seinen 354 Komponenten für bis zum 72 Stunden Gangautonomie.

Die neue Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin
Probetragen mit Kittel in der Manufaktur

Fazit: Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin

Wenn Sie mich fragen, sind die stärksten Botschaften der Kooperation zwischen Hublot und Nespresso nicht die absoluten Zahlen. Letztere sind bei vier Kapseln pro Gehäuse einer 200 Uhren umfassenden Limited Edition zu vernachlässigen. Viel eher zeigt die Zusammenarbeit beider Marken, wie nachhaltige Lösungen aussehen können und was auf dem heutigen Stand der Technik möglich ist. Wenn selbst Materialien eines Luxusproduktes wie einer mechanischen Uhr ein zweites, drittes oder gar viertes Leben bekommen, wird die Argumentationsgrundlage für den Verzicht auf Prozesse im Sinne der Zirkularität und Wiederverwendbarkeit sehr dünn. Damit kommen wir auch zurück zur Eingangsfrage, ob wir am diesem Donnerstag im Mai eine große Greenwashing-Show zu sehen bekommen haben. Ich glaube nicht, denn das Produkt der Kooperation hält das Thema Nachhaltigkeit in der Uhrenindustrie weit oben auf der Agenda und befeuert kontroverse Diskussionen darüber. An Letztere sind sowohl Nespresso wie auch Hublot gewöhnt, nur scheinen sie mir in diesem Fall mit stichhaltigen Argumenten gerüstet. Der Preis der neuen Big Bang Unico Nespresso Origin liegt bei 25.200 Euro oder anders gerechnet, 48.462 Kapseln Nespresso Peru Organic. 

Weitere Informationen zur neuen Hublot Big Bang Unico Nespresso Origin finden Sie auf der Seite des Herstellers hier


Text und Bilder (1,2,3,4,6,7,8,9) ©David Schank, Watchlounge • Bild 5 ©Hublot