Glashütte Original präsentiert zwei neue Jahreseditionen der Sixties Kollektion in leuchtendem Orange. Nachdem im Vorjahr erfolgreich auf ein grünes Zifferblatt gesetzt wurde, bleibt die sächsische Manufaktur auch 2019 bei kräftigen Kontrasten mit kunstvollem Farbverlauf. Wir haben das bunte Duo unter die Lupe genommen und erklären den aufwendigen Herstellungsprozess, der hinter den sogenannten Dégradé-Zifferblättern steckt.
Orange ist das neue Grün
Bereits 2018 hat Glashütte Original seine Sixties Kollektion um zwei Modelle erweitert, deren Zifferblätter sowohl wegen ihrer Farbgebung wie auch wegen ihres Farbverlaufes für Gesprächsstoff gesorgt haben. Was im Vorjahr ein sattes Grün war, ist nun ein leuchtendes Orange.
Dreizeiger & Panoramadatum
Wie schon 2018, besteht das Neuheitenduo aus einem Dreizeiger-Modell und einer Version mit dem GO-typischen Panoramadatum. Letztere misst 42 mm im Durchmesser bei 12,4 mm Bauhöhe, während die schlichtere Variante mit Abmessungen von 39 mm x 9,4 mm ausgeliefert wird. Weil die Dimensionen mit Blick auf das Vorjahr unverändert geblieben sind, können wir auch jetzt schon über den Tragekomfort schreiben, ohne die neuesten Varianten am Arm gehabt zu haben. Sowohl 42 wie auch mit 39 Millimeter Durchmesser tragen sich im Fall beider Sixties wegen den geringen Bauhöhen ausgesprochen angenehm.
Als einzigen haptischen Unterschied haben wir die Armbänder ausgemacht, die in diesem Jahr aus Alligatorleder statt aus Kalbsleder gefertigt sind. Sich daraus ergebende Trageunterschiede erwarten wir nur in den ersten Tagen, wenn sich das Handgelenk noch im Gewöhnungsprozess mit dem Leder befindet.
Unser Favorit ist wie schon im vergangenen Jahr die schlichte Dreizeiger-Sixties, da sie der Uhr einen gewissen Dresswatch-Charakter verleiht und zudem das Zifferblatt noch deutlicher in den Fokus stellt. Ohnehin steckt hinter den Zifferblättern der Sixties so viel Handwerk, dass wir uns genauer mit dem Herstellungsprozess beschäftigen wollten.
Die Zifferblatt Manufaktur: Ein Gesicht aus Pforzheim
Glashütte Original fertigt seine Zifferblätter seit Jahren selbst und nutzt dafür die hauseigene Manufaktur in Pforzheim. Dort werden im Fall der grünen und orangenen Sixties insgesamt 25 Arbeitsschritte unternommen, um aus einem einfachen Neusilberrohling das fertige Zifferblatt entstehen zu lassen.
Nach dem Ausstanzen des Rohlings wird die typische Oberfläche des Zifferblattes geprägt. Eine Presse drückt das Muster mit 60 Tonnen in den Rohling. Der dabei verwendete Stempel stammt aus den 1950er Jahren und zeigt die heutige Verbindung zur historischen Zifferblattfertigung.
Nach dem Pressen erreicht das Zifferblatt durch das Stanzen seinen finalen Durchmesser und erhält anschließend, durch erneutes Pressen, seine gewölbte Form. Zu diesem Zeitpunkt ist der vormalige Neusilberorhling nur noch 0,5 mm dünn und in Größe, Form sowie Struktur bereits final.
Anschließend wird in mehreren Schichten der farbige Lack aufgetragen, der dem Zifferblatt seine kräftige Farbe gibt. Was hier im Vorjahr ein sattes Grün war, ist nun ein leuchtendes Orange. Das typische Dégradé–Finish wird durch das vorsichtige Aufsprühen von schwarzer Farbe erreicht. Das Zifferblatt erhält auf diese Weise einen Farbverlauf, der zum Zifferblattrand hin dunkler wird. In einem Ofen werden die Farben anschließend bei hoher Temperatur eingebrannt.
Ein Diamant fräst anschließend alle Stundenindices in die Oberfläche des Zifferblattes. Dadurch wird das Neusilber als Rohmaterial wieder sichtbar gemacht. Die Stundenmarkierungen bei 3, 6, 9 und 12 werden nach historischem Vorbild im sogenannten Tampondruckverfahren mit weißer Farbe in die verbliebenen Lücken gesetzt. Gleiches gilt auch für das Logo von Glashütte Original sowie die übrigen Schriftzüge.
Abschließend werden hinter die Stundenmarkierungen von Hand Leuchtpunkte aus Super-LumiNova gesetzt. Sie sorgen für eine zuverlässige Nachtablesbarkeit, denn auch die Stunden- und Minutenzeiger werden mit dem leuchtenden Material belegt.
Ein Herz aus Glashütte
Was bereits beim Lesen dieser bloßen Zusammenfassung der wichtigsten Arbeitsschritte den Anschein von veritablem Aufwand vermittelt, enttäuscht auch in der Realität nicht. Wer Zifferblätter dieser Güte produziert, möchte sicherstellen, dass sie der Fertigung anspruchsvoller Uhrwerke in nichts nachstehen. Apropos Uhrwerke: Im Inneren beider Modelle arbeiten Manufaktur-Kaliber mit automatischem Aufzug und Gangreserven von circa 40 Stunden. In der Dreizeiger-Version lautet der Kaliber-Name 39-52, während in der Variante mit Panoramadatum das Kaliber 39-47 schlägt.
Jahresedition 2019
Bereits 2018 hat Glashütte Original die grünen Vorgängermodelle der Sixties Kollektion als sogenannte Jahresedition lanciert. Der Begriff steht für Uhren ohne offizielle Stückzahl-Limitierung, die aber nur innerhalb des Erscheinungsjahres bestellbar sind. Genaue Stückzahlen werden nicht kommuniziert. Höchstwahrscheinlich stehen diese zum gegenwärtigen Zeitpunkt ohnehin noch nicht fest, da die Manufaktur ihre Neuheiten den Konzessionären noch gar nicht zur Bestellung vorgelegt hat. Was allerdings bereits sicher ist, sind die Preise der Neuheiten: Erfreulicherweise bleiben sie unverändert auf dem Vorjahresniveau, was für die Dreizeiger Sixties 6.300 Euro bedeutet und für die Version mit Großdatum 7.800 Euro.
© Text: David Schank • © Bilder: Glashütter Uhrenbetrieb GmbH