Sponsored Post – (Was heißt das?)
Der Besuch bei Corum auf der Baselworld 2017 hat folgenden Eindruck bei mir hinterlassen: Man kann diese Marke einfach nicht einordnen – und sie will offenbar auch gar nicht eingeordnet werden. Zu unterschiedlich und zu widersprüchlich sind die einzelnen Modellreihen und das Marketing. Auf der einen Seite präsentiert Corum sehr feine und sehr teure Uhren wie die Golden Bridge Stream und die Rectangle:
Auf der anderen Seite gibt es da Neuheiten wie die recht große (45 mm) und leicht „mitgenommen“ wirkende Admiral’s Cup mit Bronzegehäuse und dunklem Holz-Zifferblatt, das stark an Schiffsplanken erinnert. Man könnte meinen, jemand habe den Chronograph gerade aus dem Meer gezogen. Denn das Gehäuse kommt keineswegs hochglanzpoliert wie bei anderen Uhrenherstellern zum Kunden, sondern ist bereits ein wenig „vorgealtert“:
Diese Uhr kostet zwar rund ein Viertel bzw. Sechstel der oben gezeigten Golduhren, liegt aber immer noch eindeutig im Segment der Luxusuhren (genaue Preise – s. Bildunterschriften). Zumindest das lässt sich über Corum sagen: Uhren im vier-, fünf- und sechsstelligen Euro-Bereich zu finden, ist hier überhaupt kein Problem.
Corum 2017: Zwischen feinem Gold, gerockter Bronze und natürlich… BUBBLES!
Und wen der Kontrast zwischen feinem Gold und gerockter Bronze noch nicht irritiert haben sollte, den führt man anschließend in den „Bubble Room“ des Messestandes:
Hier steht alles unter dem Motto „Fun“. Es geht recht freigeistig zu. Die Themenwelten sind Kunst, Fotografie und Musik – in Kombination mit gestalterischer Freiheit und wenig Respekt vor Regeln und Normen. Da ist auch schon mal eine Uhr dabei, die einen mit ihren 52 Millimetern Durchmesser und einem riesigen Auge als Zifferblatt anschaut. Egal, aus welchem Winkel man sie betrachtet – das Auge schaut einen stets intensiv an. So mancher Besucher soll das als etwas „spooky“ empfunden haben. (Mehr zu dieser Uhr: Alle Augen auf… Corum feat. Bubble Big Magical).
Corum 2017: Eine handvoll Uhr, Retro-Style und viel Ironie
Meine persönlichen Favoriten im Bubble-Room waren aber eine schwarze Bubble mit Retro-LED-Anzeige namens Disconnected – eine leicht ironische Anspielung auf all die Connected Watches, die in letzter Zeit überall auftauchen.
Die Bubble Disconnected, limitiert auf 999 Stück, dürfte mit einem Preis von 1.500 Euro die mit Abstand „günstigste“ Uhr im aktuellen Sortiment des Luxusuhrenherstellers sein. Das ist zwar immer noch viel Geld für eine LED-Uhr, Spaß macht sie trotzdem 🙂
Und dass sich Corum beim Thema Bubble absolut nicht ernst nimmt und wirklich alles unter dem Fun-Aspekt sieht, zeigt dieses Video mit einem alten Bekannten aus dem Web 😉 Auf dem offiziellen (!) Youtube-Kanal von Corum nimmt sich „Fachjournalist“ Gregory die diesjährigen Bubble-Neuheiten vor:
Muss man nicht weiter kommentieren, oder? 🙂
Und dann waren da noch diese Bubble-Tischuhren. Irgendwie konnte ich nicht aufhören, sie von allen Seiten zu fotografieren:
Die Uhren sind echte „Handschmeichler“, schön schwer, mit super-dickem Glas und haben dasselbe Zifferblatt-Design wie die Bubble-Armbanduhren. Im Fall der „Stop-Uhr“ handelt es sich sogar um das Original-Material von Schweizer Stop-Schildern – entsprechend reflektiert es auch. Wer möchte, kann sich also zur Armbanduhr auch die passende Tischuhr zu Hause hinstellen. Der Preis der Bubble-Tischuhren liegt bei 1.500 Euro.
Corum 2017: Es läuft…
Wer nun all diese sehr unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Uhrenkonzepte sieht und glaubt, dass Corum keine klare Linie hätte, der muss – so wie ich – erfahren, dass der Schweizer Uhrenhersteller im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 39 Prozent steigern konnte. Das vermeintlich widersprüchliche und konzeptlose Produktportfolio scheint in seinem Konzept ziemlich gut aufzugehen. Und das in einer Zeit, in der die Schweizer Uhrenindustrie empfindliche Export-Rückgänge verbuchen muss.
Nicht zuletzt dürfte der Erfolg an Davide Traxler liegen, der seit September 2015 der neue CEO bei Corum ist. Dort scheint er seinen Job wohl so gut zu machen, dass man ihm nun auch die Position als vorläufigen Eterna-Chef übertragen hat.
Nur als Background-Info: Eterna gehört zu derselben Firmengruppe wie Corum und ist unter anderem für die (sehr schöne) Taucheruhr Super Kon-Tiki bekannt. Allerdings hat Eterna in den letzten Wochen und Monaten für einige nicht ganz so schöne Schlagzeilen gesorgt. Davide Traxler soll also das Ruder in die Hand nehmen und den 1856 gegründeten Traditionshersteller auf einen ähnlich guten Kurs bringen, wie er es bereits bei Corum gemacht hat. Ich bin sehr gespannt, was wir in den nächsten Monaten und zur Baselworld 2018 von Eterna noch hören und sehen werden.
Doch zurück zu Corum – und was ich beim Messebesuch erfahren und gesehen habe. Zum Beispiel diese Admirals Cup mit neuem und wesentlich dünnerem Kautschukband. Sie ist, laut eigenen Angaben, gerade einer der Bestseller bei Corum:
Außerdem sind da noch die Gold-Uhren, die nach wie vor gefragt sind. Zumindest werden sie unbeeindruckt von Krisen und Exportrückgängen produziert und gezeigt. Sowohl bei Corum als auch bei anderen Herstellern konnte ich dies während der Baselworld feststellen:
Neben der Golden Bridge Stream mit ihrer beeindruckenden Automatik – einem Schlitten statt eines klassischen Rotors (s.o.) – hat Corum seit Jahrzehnten die Coin Watch im Programm:
Die Uhr mit echter 20-Dollar-Goldmünze, aufwändig in zwei Teile geschnitten (Zifferblatt und Rückseite) hatten bereits mehrere US-Präsidenten am Arm – unter anderem Lyndon B. Johnson, Ronald Reagan, Georg W. Bush und Richard Nixon. Eine echte „Präsidenten-Uhr“ also. Und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich sie mir an einem „Normalbürger“ auch irgendwie nicht so richtig vorstellen… 😉 Mehr zu dieser Uhr erfahrt übrigens in diesem FAZ-Artikel.
Was ich erst bei genauem Hinsehen erkannte: Corum verbaut hier keine fabrikneuen oder aufgearbeiteten Münzen, sondern wirklich gebrauchte, die im Umlauf waren und die das Unternehmen weltweit in gutem Zustand sucht und aufkauft:
Und in dem Zusammenhang erfuhr ich auch, dass Corum auf Kundenwunsch jede andere Münze in diese Uhr einarbeiten kann – sofern es Größe, Höhe und Beschaffenheit hergeben. Denn eine (Gold-)Münze in zwei Teile zu schneiden und in eine Uhr einzuarbeiten, klingt weitaus einfacher als ist. Laut Corum hat es ziemlich viel Zeit und einige Goldmünzen in an Anspruch genommen, dieses technische Verfahren zu entwickeln.
Überhaupt sind Sonderanfertigung und Kundenwünsche bei Corum ein großes und einträgliches Thema. So gab es neben dem Bubble Room einen eigenen Raum für genau solche Uhren. Hier konnte man sehen, was Corum für seine Kunden alles umsetzt bzw. umsetzen kann. Natürlich sind da Edelsteine, Diamanten und Co. im Spiel, die nicht jedermanns Geschmack treffen. Aber es zeigt, dass Corum nach dem Motto „Nichts ist unmöglich“ und „Der Kunde ist König“ handelt. Egal, wie unkonventionell der Wunsch des Kunden nun mal auch sein mag… Und wie gesagt, so ganz konventionell ist Corum selbst ja auch nicht – das macht auch den gewissen Charme der Marke aus.
Nachdem ich also das alles weiß, kam bei mir während des Schreibens folgende Frage auf: Was wäre, wenn ich zu Corum gehen könnte und einfach mal „Wünsch Dir was“ spielen dürfte? Welche Uhr bzw. Idee kam mir da als erstes in den Kopf: Die Bubble Disconnected als Tischuhr. Ja, das würde mich gefallen. – Aber vielleicht befragt Corum dazu noch einmal den Experten „Gregory“ aus dem Video oben, ob es wirklich eine gute Idee ist… 😉
Soweit also von meinem Besuch bei Corum auf der Baselworld 2017.
Hier noch ein paar Link-Tipps, ein Video und weitere Live-Bilder:
Corum auf Instagram:
https://www.instagram.com/corum_watches (engl.)
https://www.instagram.com/corum_deutschland (deutsch)
Interessante Artikel:
Die Corum Golden Bridge Stream vorgestellt bei watchtime.net
Ein FAZ-Artikel zur Coin Watch
Luxe-TV – Corum 2017 auf der Baselworld (inkl. Interview mit Davide Traxler):
Weitere Informationen auf der Corum-Website: www.corum.ch
Dieser Beitrag erschien zuerst auf zeigr.com.