Ikonen der Uhrmacherei entstehen meist durch gestalterische Pionierleistungen und das Setzen technischer Standards. Zumindest trifft beides auf die legendäre Fifty Fathoms zu, die seit ihrer Lancierung 1953 als eine der ersten Taucheruhren überhaupt gilt. Aufgrund ihrer Kombination aus Wasserdichtigkeit und Robustheit wurde sie damals von der französischen Marine als Einsatzuhr für Kampfschwimmer bestellt. Dem breiten Publikum weniger bekannt – den passionierten Sammlern dafür umso mehr – ist ein Modell, das Blancpain in den 1960ern für die Taucher der Deutschen Bundesmarine produziert hat. Dieser Einsatzzeitmesser wurde nach dem Equipment-Spezialisten Barakuda benannt, der die Uhren in der Schweiz bestellt hatte und neben der militärischen Ausführung auch eine zivile Variante für den deutschen Markt produzieren ließ. Mehr als ein halbes Jahrhundert später hat Blancpain dieses Kultmodell nun im Rahmen einer Limited Edition wieder aufgelegt. Wir haben die seltenste Fifty Fathoms aus dem aktuellen Portfolio getestet und erklären, warum die neue Barakuda mehr ist, als nur eine weitere Re-Edition mit militärischen Wurzeln. 

Die Blancpain Barakuda Limited Edition

Historische Einsatzuhren von Blancpain 

Die Barakuda gehört unverrückbar zu dem Portfolio historisch bedeutsamer Einsatzzeitmesser, die Blancpain nach den Anforderungen militärischer Streitkräfte produziert hat und die heute Sammlerherzen höher schlagen lassen. Neben der ursprünglichen Fifty Fathoms, die 1953 an die Französische Marine geliefert wurde und der ultra seltenen Air Command, die in den späten 1950er für die USAir Force konzipiert wurde (ihren Weg aber schlussendlich in einer Kleinserie an die Kolumbianische Luftwaffe fand), gilt die frühe Barakuda heute ebenfalls als eine der bedeutsamsten Taucheruhren der Schweizer Manufaktur überhaupt. 

Die historische Blancpain Barakuda
Eine historische Blancpain Barakuda aus der Sammlung von Marc Hayek

 Zu den wichtigsten optischen Merkmalen der ersten Barakuda zählen neben zweifarbigen Stundenindizes die weiß kontrastierenden Zeiger sowie ein Datum bei drei Uhr. Im Gegensatz zu der heutigen Limited Edition, war die Lünette der historischen Vorlage vollständig skaliert und die Leuchtmasse mit radioaktiven Tritium versehen, um die Leuchteigenschaften der Uhr zu gewährleisten. 

Die Blancpain Barakuda Limited Edition

Das Schöne von damals und das Beste von heute in der Barakuda

Mit der Wiedereinführung der Barakuda in diesem Jahr verbindet Blancpain das kultgewordene Design aus den 1960ern mit Materialien und Technologien, die damals noch nicht zur Verfügung standen. Auch ist die Limited Edition nicht mit dem Anspruch angetreten, ein möglichst unverändertes Ebenbild der Vergangenheit abzugeben. Mehr ist die Uhr eine Hommage, die das Schöne von damals mit dem technisch Besten von heute verbindet. 

Die Blancpain Barakuda Limited Edition

Ihr Edelstahlgehäuse misst nun 40,3 mm im Durchmesser und 13,23 mm Bauhöhe. Die Uhr wirkt damit wohlproportioniert, auch wenn ihr Korpus als Reminiszenz an das historische Vorbild dezenter gestaltet wurde als beispielsweise eine 45 mm große Fifty Fathoms der aktuellen Baureihe. Die Drehlünette ist mit einer bombierten, schwarzen Saphirglas-Einlage ausgestattet, deren Orientierungsmarkierungen ganz klassisch zum Tauchen oder auch für die Zeitmessung im Alltag verwendet werden können. Im Gegensatz zu den oft gebrochenen Kunststoffeinlagen der frühen Barakudas, spielt das kratzresistente und bruchstabile Saphirglas heute alle Materialvorteile aus. 

Die Blancpain Barakuda Limited Edition

Die Gestaltung von Zifferblatt und Zeigern ist dagegen sehr nah an der ursprünglichen Vorlage, was den Wiedererkennungswert steigert ohne antiquiert zu wirken. Mit einer mattschwarzen Oberfläche beginnend, fallen sofort die zweifarbigen Stundenmarkierungen ins Auge, die zu den wichtigsten Gestaltungsmerkmalen der Barakuda zählen. Noch immer bestehen sie aus beigen Rechtecken die zum Zifferblattrand hin mit einem roten Farbkonstrast abschließen. Die ehemals radioaktive Leuchtmasse auf Blatt und Zeigern wird heute aus SuperLumiNova hergestellt, das von Blancpain aufgrund seiner Farbgebung die Bezeichnung „old radium“ trägt. 

Ihr strahlend weißes Trägermaterial der Zeiger findet sich zudem in den Minuteriestrichen des Zifferblattes sowie der markanten Einrahmung des Datums bei drei Uhr wieder. Bis auf die heute fehlende Tritium-Indikation, sind die dezenten Schriftzüge von Vorlage und Hommage identisch. 

Modernster Antrieb durch das Kaliber 1151

Die Blancpain Barakuda Limited Edition

Damit die Anzeige von Zeit und Datum zuverlässig und präzise stattfindet, arbeitet im Maschinenraum der Barakuda das Kaliber 1151 aus der eigenen Manufaktur. Es verfügt neben dem automatischem Aufzug über eine historisch gestaltete Schwungmasse, die durch das rückseitige Saphirglas beim Rotieren beobachtet werden kann. Dank zweier Federhäuser erreicht das Werk bei Vollaufzug eine Gangreserve von 100 Stunden, was mehr als 4 Tagen entspricht. Durch die Verwendung teurer High-Tech-Komponenten wie einer Spirale aus Silizium, ist die Uhr auch gegen Magnetfelder resistent, wovon der Alltagsnutzen mit Blick auf den Erhalt der Ganggenauigkeit deutlich profitiert. 

Die Blancpain Barakuda Limited Edition

Fazit: Die Barakuda Limited Edition 

Blancpain zeigt mit der neuen Barakuda wie die Hommage einer historisch bedeutsamen Uhr aussehen kann, ohne das ursprüngliche Design zu verwässern oder den Zeitgeist zu vernachlässigen. Alle bedeutsamen Designcodes, von den zweifarbigen Stundenindexen über das gesamte Layout des Gesichtes bis hin zur dezenten Proportionierung des Gehäuses, kommen der Vorlage aus den 1960er sehr nahe. Aus technischer Perspektive werden heute Materialien und Technologien eingesetzt, die zur Zeit der Auftragserteilung durch die Deutsche Bundesmarine noch nicht verfügbar waren. So wird die Lünette durch ihre Saphirglas-Einlage bruch- und kratzfest, der Korpus durch zwei weitere Saphirgläser sowie die Verschraubungen von Krone und Gehäuseboden bis 300 Meter wasserdicht und das Werk dank seiner SiliziumSpirale resistent gegenüber Magnetfeldern. Blancpain belebt mit der neuen Barakuda nicht einfach ein Sammlerstück wieder, sondern verbindet das ikonische Design mit dem neuesten Stand der Technik und liefert damit eine der gekonntesten Hommagen, die das Uhrenjahr 2019 gesehen hat. Weltweit sind bloß 500 Exemplare verfügbar, was in Kombinationen mit dem Listenpreis von 13.070 Euro zu deutlich mehr Nachfrage als Angebot führt. 


Text & Bilder: © David Schank, Watchlounge