Blancpain und die Faszination Chronograph

Wer einmal der Magie von Start, Stop und Reset verfallen ist, legt seinen Chronographen nicht mehr aus der Hand. Keine andere Komplikation in einer Uhr bietet so viel Alltagsnutzen und lässt uns das Messen immer neuer, individueller Zeitintervalle live erleben. Kein Wunder, dass Blancpain – als älteste Manufaktur der Schweizer Haute Horlogerie – eine bewegte Geschichte in Konzeption und Produktion präziser Chronographen besitzt. Natürlich hat die Marke über Generationen alle Spielarten der populären Komplikation erforscht, weshalb der klassische Chronograph um Kunststücke wie Flyback, Rattrapante, Pulsometer und in der legendären 1735 um andere, große Komplikationen erweitert wurde. Wir haben fünf besonders spannende Modelle aus der aktuellen Kollektion und den Geschichtsbüchern von Blancpain entdeckt, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten. Viel Freude beim Entdecken!

Die Blancpain Villeret Chronographe 4082-1542-55
© Blancpain SA

Die Villeret Chronographe: Weltrekord in 1987

Wir beginnen mit einer Zeitreise in das Jahr 1987. Blancpain startet nach der vorausgegangenen Quarzkrise mit einer Offensive feiner Mechanik durch und setzt zum Ende der 1980er Jahre weiter konsequent auf Haute-Horlogerie-Anspruch samt feiner Zeitmesser fernab von elektronischem Antrieb. Ohnehin wurde seit Gründung der Marke 1735 bis heute nie eine Quarzuhr unter dem Namen Blancpain gebaut. Dafür aber unzählige Preziosen mit Manufakturwerken, wie die Villeret Chronographe mit Kaliber 1185. Uhr und Antrieb werden 1987 lanciert und führen schnurstracks zum Weltrekord des flachsten Chronographen-Kalibers mit automatischem Aufzug.

Bloß 5,5 mm Bauhöhe misst das Kaliber 1185 und ist damit sogar dünner als die damaligen Werke der Haute-Horlogerie-Konkurrenz mit Handaufzug und Chronograph. Start, Stop und Reset werden von einem Schaltrad (auch Säulenrad genannt) gesteuert, wie Sie es von einer Manufaktur dieser Güte erwarten würden. Grundsätzlich kann man sich nur bei einem Schaltrad sicher sein, dass die Betätigung der Drücker sowohl präzise als auch seidenweich vonstatten geht. In Inneren des Kalibers 1185 arbeitet zudem eine ganz besondere vertikale Kupplung. Anstelle des plötzlichen Ineinandergreifens von Zahnrädern erfolgt der Start des Chronographen durch sanfte Interaktion zweier Platten. Dadurch wird das ruckartige Loslaufen der Stoppsekunde elegant vermieden. Das Resultat ist ein Meisterwerk in Form der Villeret Chronographe(Referenz 4082-1542-55), die mit ihrem 40 mm großen Gehäuse aus 18-karätigem Weißgold zu einem gesuchten Sammlerstück geworden ist.

 

Die Blancpain Villeret Chronographe à Rattrapante
© Blancpain SA

Der erste Automatik Schleppzeiger-Chronograph der Welt

Wir wandern zwei Jahre weiter und stehen vor dem nächsten Weltrekord in Sachen Zeitmessung am Handgelenk. Im Jahr 1989 lanciert Blancpain das Kaliber 1186 und damit den flachsten Schleppzeiger-Chronographen mit automatischem Aufzug überhaupt. Neben einer Bauhöhe von bloß 6,9 mm überzeugt der Antrieb durch ein raffiniertes Design mit zwei Schalträdern. Ein Schleppzeiger-Chronograph – auch Rattrapante und Split-Second genannt – ermöglicht es, Zwischenzeiten zu stoppen, während die vorausgegangene Zeitmessung davon unberührt weiterläuft. Durch die Verbindung mit dem automatischen Aufzug wird aus der klassischen „Uhrmacherkomplikation“ zum ersten Mal eine Alltagsuhr, die sich durch die Bewegung am Handgelenk aufzieht. In Form der Villeret Chronographe à Rattrapante (Ref. 1185-1127-55) erhält die komplexe Technik eine klassische Form mit zeitlosem Design.

Die legendäre Blancpain 1735
© Blancpain SA

Blancpain´s legendäre 1735: Die komplexeste Automatikuhr ihrer Zeit

Im Jahr 1991 treibt Blancpain seine Kollektion der Six Masterpieces auf die Spitze. Mit der legendären 1735 wird ein Meisterwerk geschaffen, das die wichtigsten Errungenschaften der traditionellen Uhrmacherkunst vereint. Wir sprechen hier von einem Zeitmesser mit automatischem Aufzug, Minutenrepetition, Tourbillon, ewigem Kalender, Mondphase und Schleppzeiger-Chronograph. Neben dem schier unfassbaren Zusammenspiel dieser Komplikationen legt die Manufaktur besonderen Wert auf eine möglichst geringe Bauhöhe, die mit 12,15 mm für das Werk unter Beweis gestellt werden.

Das Blancpain Werk 1735
© Blancpain SA

Jede dieser Komplikationen ist für sich genommen schon ein Meisterwerk. Selbst die talentiertesten Uhrmacher benötigen Jahre, um bloß eine davon konstruieren zu können. Außerdem werden die erforderlichen Fähigkeiten in keiner Uhrmacherschule gelehrt, sondern müssen innerhalb der Manufaktur von Uhrmacher zu Uhrmacher weitergegeben werden. Die Konstruktion des Kalibers 1735 ist so anspruchsvoll, dass nur eine Handvoll Spezialisten dafür in Frage kommen, die wiederum ein ganzes Jahr für das Zusammensetzen, Anpassen und Regulieren der insgesamt 740 Komponenten benötigen. Jede 1735 wird vor der Auslieferung zweimal zusammengebaut. Schon bei der ersten Montage wird die Uhr in einen voll funktionsfähigen Zustand versetzt. Danach wird sie wieder vollständig zerlegt, um jedes einzelne Teil zu veredeln und zu dekorieren. Der gesamte Prozess ist so persönlich, dass der Uhrmacher die 1735 nach einem Jahr liebevoller Arbeit direkt an ihren Besitzer ausgeliefert hat.

Die Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback

Die Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronograph Flyback

Von den historischen Meisterwerken Blancpain´s kommend, wenden wir uns den aktuellen Chronographen im Portfolio der Manufaktur zu. Hier zählt die Bathyscaphe zu den absoluten Highlights was die Kombination aus Sportlichkeit und historischer Relevanz betrifft. Die Bathyscaphe entsteht in den 1950er Jahren aus dem Wunsch heraus, eine Taucheruhr in einer alltagstauglichen Größe anzubieten. Seit 2013 ist der Zeitmesser in reinterpretierter Optik wieder Teil der Kollektion. Seit 2014 sogar als Flyback-Chronograph mit neuem Manufaktur-Kaliber, dem F385. Sie ist die luxuriöse Toolwatch, die kompromisslose Robustheit und hohen Alltagsnutzen scheinbar mühelos verbindet.

Die Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback

Ihr Herz schlägt hinter transparentem Saphirglas mit 36.000 Halbschwingungen pro Stunde und ist mit einem Chronographen samt Säulenrad und vertikaler Kupplung ausgestattet. Darüber hinaus verfügt sie über eine antimagnetische Unruhspirale aus Silizium sowie eine Flyback-Funktion, mit der der Träger den Chronographen durch Betätigung des Reset-Drückers zurücksetzen und sofort wieder starten kann. Gerade für die Messung direkt aufeinanderfolgender Zeiten erweist sich diese Funktion als besonders nützlich. Dazu ist die Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback bis 300 Meter wasserdicht und wird – gerade mit dunkelgrünem Zifferblatt und schwarzem Keramikgehäuse – zum echten Eyecatcher am Handgelenk.

Die Blancpain Air Command

Die Blancpain Air Command: Nostalgie trifft Flyback

Wer es gerne edel und sportlicher mag, aber nicht auf einen hochkarätigen Chronographen verzichten möchte, sollte die Air Command keinesfalls verpassen. Sie greift das Design der ursprünglichen Variante aus den 1950er Jahren auf, die damals in nur homöopathischen Dosen produziert wurde und heute zu den begehrtesten Vintage-Fliegeruhren von Blancpain überhaupt zählt. Heute misst ihr Gehäuse 42,5 mm und wird – in der von uns präferierten Variante – aus 18-karätigem Rotgold gefertigt (die Uhr ist auch in Titan erhältlich). Ein dunkelblaues Zifferblatt mit schimmerndem Sonnenschliff zählt ebenso zu den Highlights wie ein erstklassiger Antrieb.

Die Blancpain Air Command

Im Inneren der Air Command und hinter dem verglasten Gehäuseboden arbeitet das Automatik-Kaliber F388B. Es zeigt die Zeit an, stoppt Intervalle und ermöglicht, dank des Chronographen samt Flyback-Funktion, die direkte Messung aufeinanderfolgender Zeitintervalle. Insgesamt 297 Einzelteile sind dafür allein im Werk zuständig. Eine besonders hohe Präzision geht von der Unruh aus, die mit rasanten 5 Hertz schlägt, was 36.000 Halbschwingungen pro Stunde entspricht. Damit haben wir es hier nicht nur mit der gekonnten Reinterpretation eines legendären Flieger-Chronographen zu tun, sondern auch mit einem echten Schnellschwinger samt Flyback im edlen Rotgoldgewand. Der Preis für diese exklusive Blancpain Air Command liegt bei 31.130 Euro.

Weitere Informationen zu den Chronographen von Blancpain und zu der Manufaktur selbst, finden Sie auf der Seite der Marke hier.


Text & Bilder (4-7)© David Schank, Watchlounge