Mit der Air Command hat Blancpain in diesem Jahr für die größte Überraschung innerhalb des eigenen Neuheiten-Portfolios gesorgt. Die Wiederentdeckung der Pilotenuhr, die vor circa 60 Jahren entstand und lange Zeit unter dem Radar flog, hat seitdem für viel Gesprächsstoff und Aufsehen gesorgt. Wir decken die wichtigsten Meilensteine von der Entstehung bis zur Reinkarnation des Chronographen auf und erklären, warum Blancpain mit diesem Modell nicht nur Sammler begeistert.

Blancpain Air Command

Die Entstehung

Die Air Command gilt heute als einer der seltensten, historischen Chronographen überhaupt. Um ihre Entstehung und Verbreitung ranken sich zahlreiche Mythen, weshalb hier ausschließlich die Details Berücksichtigung finden, die auch als gesichert gelten. In den späten 1950er Jahren entstand bei Blancpain aus einer Anfrage von Tornek eine Kleinserie an Chronographen mit den Namen Air Command. Tornek war zu dieser Zeit als US-Distributeur das Bindeglied zwischen der Schweizer Manufaktur und den amerikanischen Streitkräften, die auf der Suche nach einer Einsatzuhr für ihre Piloten der Air Force waren. Auch wenn eine vollständige Rekonstruktion der Stückzahlen heute nicht mehr möglich ist, gilt es als sicher, dass nur etwa ein Dutzend Prototypen für die US-Army gefertigt wurde. Letztendlich erteilten die amerikanischen Streitkräfte keinen Auftrag und Blancpain lieferte eine ebenfalls nur zweistellige Zahl der Air Command an die Kolumbianische Luftwaffe, bevor das Projekt in den Geschichtsbüchern der Marke verschwand. 

Blancpain Air Command
Eine historische Air Command aus der Sammlung von Marc Hayek

Den besonderen Reiz des historischen Flyback Chronographen macht in meinen Augen die Kombination aus dem lange unentdeckten militärischen Backround, der Kleinstmenge der Produktion und dem sehr ansprechenden Design der Uhr aus. Mit Blick auf ihre Spezifikationen sticht die Verwandtschaft zur legendären Fifty Fathoms direkt ins Auge. Beide Uhren wurden damals in 42 mm großen Edelstahlgehäusen ausgeliefert, hatten beidseitig drehbare Lünetten sowie schwarze Zifferblätter mit stark lumineszierenden, arabischen Ziffern und Zeigern. Den Antrieb der frühen Air Command übernahm das HandaufzugKaliber 222 von Valjoux.

Blancpain Air Command

Die Wiederentdeckung 

In diesem Jahr feiert die Air Command trotz ihrer Wiederentdeckung kein offizielles Jubiläum, was bei einer Re-Edition in der Uhrenindustrie dieser Tage schon fast als Novum bezeichnet werden kann. Um das gefällige Design samt Militär-Historie in die heutige Zeit zu transportieren, hat Blancpain eine Wiederauflage des Flyback Chronographen produziert, die optisch sehr nah an dem Original bleibt, aber die technologischen Fortschritte von heute genießt. 

Das Edelstahlgehäuse ist mit 42,5 mm im Durchmesser nur unwesentlich angewachsen, wobei die Bauhöhe mit markanten 13,77 mm der Verwendung eines zeitgemäßen Automatik-Kalibers aus der eigenen Produktion geschuldet ist. Die klassischen Hornbohrungen zum schnellen Bandwechsel sind verschlossen worden, dafür blieben die charakteristischen Fasen auf den Hörnern des Gehäuses erhalten. 

Blancpain Air Command

Historisches Design trifft moderne Technik

Noch immer beidseitig drehbar zeigt sich die Lünette, deren Beschriftung eine Countdown-Funktion ermöglicht, die von 60 Minuten im Uhrzeigersinn herunterzählt. Im Gegensatz zu der bruchempfindlichen Bakelit-Einlage der 1950er wird nun robuste, schwarze Keramik verwendet. 

Als Reminiszenz an die radioaktive und patinaaffine Leuchtmasse des Ur-Modells, wird die neue Air Command mit cremefarbenem Lume auf Zifferblatt und Zeigern ausgestattet. Blancpain hat hierfür den Namen „Old Radium“ geprägt. Frei von schädlicher Gammastrahlung kommt heute allerdings gefärbtes Super-LumiNova zum Einsatz. 

Blancpain Air Command

Neben dem Saphirglas auf der Vorderseite, ist auch der verschraubte Rückdeckel der Air Command mit bruchfestem, transparenten Glas versehen. Es ermöglicht freie Sicht auf das ManufakturKaliber F388B, das neben automatischem Aufzug auch die beliebte Flyback-Funktion bietet. Besondere Präzision verspricht eine Unruhfrequenz von 5 Hertz (36.000 Halbschwingungen/Stunde) bei einer Gangreserve von 50 Stunden nach Vollaufzug. Besonders erwähnenswert und alltagssinnvoll sind die antimagnetischen Komponenten innerhalb des Regulierorgans der Uhr, wie beispielsweise die Spiralfeder der Unruh.

Blancpain Air Command

Am Handgelenk überzeugt die Air Command durch guten Tragekomfort aufgrund ihres anschmiegsamen Kalbslederbandes. Es verfügt über ein Kautschukfutter und unterstreicht mit der braunen Farbgebung die robuste Anmutung sowie den Vintage-Look der gesamten Uhr. Eine Dornschließe sorgt für sicheren Halt. 

Blancpain Air Command

Fazit: Blancpain Air Command  

Blancpain liefert mit der neuen Air Command einen stark historisch orientierten Piloten-Chronographen, dessen Wurzeln bis in die Ausstattung von Militärs in den 1950er Jahren zurückreichen. Neben der konsequenten Wiederbelebung des Designs der Urversion, erhalten neue Technologien wie SiliziumKomponenten und zeitgemäße Materialien wie Saphirglas und Keramik Einzug in die Uhr. Das Ergebnis ist ein sportlicher Zeitmesser im wahrsten Sinne des Wortes, der etablierten Sammlern und Fans klassischer Pilotenuhren überwiegend große Zustimmung abverlangt. Aus diesem Grund könnte Blancpain mit der Air Command problemlos seitenlange Wartelisten füllen. Durch die geringe Stückzahl von nur 500 Einheiten weltweit stellt sich dieses Luxusproblem allerdings nicht. Die Nachfrage übersteigt in diesem Fall das Angebot um ein Vielfaches. Der Preis liegt bei 18.310 Euro. 


Text & Bilder: © David Schank, Watchlounge