Kurz vor der Baselworld sprach Watchlounge.com mit Felix Wallner, Geschäftsführer von Hanhart, über die Faszination Uhr, die Entwicklung und die heutige Positionierung von Hanhart.

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Watchlounge.com: Herr Wallner, können Sie sich an Ihre erste Armbanduhr erinnern?
Felix Wallner: Oh ja, ich kann mich noch gut an die erste Armbanduhr, die ich wollte, erinnern. Im Kindergarten überraschte ein Kind eines Tages mit einer Teenage Mutant Ninja Turtles Uhr, angelehnt an die Zeichentrickserie aus dem TV. Diese hatte einen aufklappbaren Deckel, der einen der vier Turtles darauf hatte. Sie können sich vorstellen, was über Wochen hinweg das zentrale Gesprächsthema für uns Jungs im Kindergarten war. Die magische Wirkung von Armbanduhren durfte ich also schon sehr früh erfahren.

Was macht für Sie die Faszination an mechanischen Uhren aus?
Mit einer mechanischen Armbanduhr entscheidet man sich bewusst gegen die 100%ige Genauigkeit, man entscheidet sich für Zeitlosigkeit. Die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit von mechanischen Uhren sind in unserer heutigen Wegwerfgesellschaft etwas ganz besonderes. Bei vielen günstigen Quarzuhren wird beispielsweise gar kein Service mehr durchgeführt, weil ein Austausch der gesamten Uhr häufig wirtschaftlicher ist. Eine regelmäßig gewartete, gut verarbeitete mechanische Armbanduhr kann 100 Jahre und länger genau laufen. Diese Langlebigkeit spiegelt auch die wahre Magie einer mechanischen Uhr wider: möglich ist das nur durch die hochpräzise Verarbeitung von besten Materialien. Ein einfacher Vergleich verdeutlicht die Leistungsfähigkeit einer mechanischen Armbanduhr: wenn sich ein Autoreifen im Jahr 52 Millionen mal dreht, hat das Fahrzeug eine Distanz von ungefähr 100.000 Kilometer zurückgelegt. Ziemlich viel für ein Jahr. Die Unruh eines mechanischen Werkes mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde, die ein ganzes Jahr lang läuft, kommt auf über 250 Millionen Bewegungen. Nach zehn Jahren sind es 2,5 Milliarden.

Was ist an einer Hanhart-Uhr faszinierend?
Hanhart hat einen sehr eigenständigen Charakter, der in der über 130-jährigen Firmengeschichte gewachsen ist. Mit unseren heutigen Modellen orientieren wir uns auch an historischen Vorbildern, haben die Produkte aber selbstverständlich weiterentwickelt und neue Modelle geschaffen. Hanhart Chronographen sind unverwechselbar: Der asymmetrische Drückerabstand zur Krone der PIONEER Kollektion, die kannelierte Lünette, der bicompaxe Zifferblattaufbau und nicht zuletzt der rote Drücker heben Hanhart Chronographen sehr stark von anderen Marken ab. Aufgrund unserer Historie haben wir außerdem auch noch zahlreiche Ein-Drücker-Chronographen in unserem Produktsortiment – in Anlehnung an das erste im eigenen Hause produzierte Armbanduhrwerk Ende der dreißiger Jahre.

Wie wollen Sie die Marke Hanhart künftig positionieren?
Wir befinden uns in einer Welt, die sich von Tag zu Tag schneller zu drehen scheint. Durch das Smartphone haben wir eine ständige Verfügbarkeit und Erreichbarkeit geschaffen, die es in dieser Form in der Geschichte bisher nicht gab. Technologien, die unser Leben vereinfachen und Apps, die für jedes erdenkliche Problem eine Lösung bieten – so wird es uns zumindest verkauft. Und um noch effizienter zu sein, sollen wir bald auch noch vieles mit der Smartwatch von unserem Handgelenk aus erledigen. Wir leben in einer Welt voller Reizüberflutungen und haben eine Komplexität geschaffen, in der die Folgen einzelner Handlungen nicht absehbar sind. In dieser Welt ist es umso wertvoller, sich bewusst Zeit zu nehmen, sich immer wieder abzukapseln. Eine Auszeit nehmen für die eigenen Leidenschaften – ob das eine Fahrt im Oldtimer sein mag, ein kurzer Rundflug mit der Cessna, ein Angelausflug oder Zeit mit der Familie in den Bergen. Und eine Hanhart Uhr ist der perfekte Begleiter in diesen Momenten.

Wo sieht sich die Marke Hanhart in 5 und in 10 Jahren?
Derzeit konzentrieren wir uns klar auf unsere Heimatmärkte Deutschland, Schweiz und Österreich. Für uns geht es im Wesentlichen darum, Vertrauen aufzubauen und Fans aus dem deutschsprachigen Raum für die Marke zu gewinnen. Dafür haben wir nun unser Museum für die Öffentlichkeit eröffnet und sehen auch schon erste Erfolge der Ausrichtung. In den letzten Wochen haben einige neue Juweliere Hanhart im Sortiment mit aufgenommen und wir haben einen Onlineshop entwickelt, in welchen wir unsere Juweliere stark mit einbinden und an den Erlösen beteiligen. Über die kommenden fünf Jahre gilt es, die Marke behutsam aufzubauen. Wir sind der Überzeugung, dass wir außerordentlich gute Produkte zu einem sehr attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten und diese Positionierung wollen wir erst einmal beibehalten.

Wie charakterisiert Hanhart seine Käufer?
Der Träger eines Hanhart Chronographen weiß, welch wertige mechanische Uhr er am Handgelenk trägt – im Bewusstsein, dass ein Hanhart Chronograph keine Massenware ist, die in allen möglichen Magazinen beworben wird. Wir sprechen Uhrenliebhaber und -interessenten an, die Individualität und etwas Außergewöhnliches schätzen. Viele unserer Kunden kommen auch persönlich zu uns nach Gütenbach, um das Werk sowie das Museum zu besichtigen. Mit unseren Kollektionen PIONEER und PRIMUS bieten wir zudem einerseits eine klassische Modellinie, die sich sehr stark an den historischen Vorbildern orientiert, sowie andererseits eine sportlichere, modernere Modellinie.

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Was erwarten die Uhrenfans von Hanhart und was erwarten Sie sich von der Baselword?
Unsere Fans dürfen sich in diesem Jahr auf eine Produktneuheit der jüngeren Kollektion von Hanhart freuen. Zur Baselworld 2015 lancieren wir den auf 50 Stück limitierten Chronographen PRIMUS Survivor Pilot, der jene begleitet, die einen ausgeglichenen Lebensstil zwischen intensivem Berufsleben und sportlicher Freizeit suchen. Mehr wird noch nicht verraten. Die Baselworld ist der wichtigste Treffpunkt der Uhrenindustrie. Hier werden die neusten Uhrentrends präsentiert und diskutiert. So informieren sich nicht nur führende Fachhändler, Markenvertreter und die Fachpresse über Produktneuheiten, sondern auch Uhrenliebhaber, die neben diversen Komplikationen und Designs sich Zeit nehmen die Geschichte der Marke kennenzulernen und eventuell einen oder mehrere Käufe tätigen. Wir erwarten durch die Produktlancierung neue Fans für unsere Marke zu gewinnen und die alte Tradition aufleben zu lassen.

Wir danken Ihnen, Herr Wallner, für das Gespräch und wünschen viel Erfolg auf der Baselworld.

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