Hallo liebes Forum!
Nach meinen letzten, Ref. 3536 und Deep One lastigen Artikeln möchte
ich heute mal etwas über den (IWC-)Tellerrand schauen.
Anlass war die Lektüre des aktuellen Sinn-Kataloges, bei dem ich etwas
fand, das mich stark an die IWC erinnerte.
Genauer gesagt an die Ocean 2000 und GST-Aquatimer Modelle und noch genauer
gesagt an ein sehr ausgeklügeltes technisches Detail, welches sowohl die
Sinn U 1000 (Chronograph) als auch die Ocean und GST AT Modelle
verbindet.
Was hat also diese Uhr hier aus meiner Sammlung
und diese Uhr aus dem Hause Sinn
gemein???
Es ist der Lünettenmechanismus. Der ist bei beiden Uhren fast identisch.
Hier mal ein Bild des Mechanismus der Ocean von IWC
Ihr könnt wenig erkennen? O.k.! Hier mal ein Bild des Mechanismus aus meiner
oben abgebildeten Ocean 2000 Ref. 3524:
Und hier zum Vergleich mal die Bilder vom Mechanismus der Sinn U 1000:
Ist doch ähnlich oder???
Hier noch zwei Bilder der Sinn U 1000:
und
Im letzten Bild könnt Ihr erkennen, dass auch die Funktion der Lünette der U 1000
identisch ist mit der der Ocean.
Man muss die Lünette an zwei gegenüberliegenden Punkten herunter drücken (Sicherung gegen
unbeabsichtigtes Verstellen, dass hat erhebliche Bedeutung für die Tauchsicherheit, auch wenn
bei den nur im Gegenuhrzeigersinn drehbaren Tauchlünetten beider Uhren aus einem Verstellen
lediglich ein zu frühes Auftauchen resultieren würde) und kann sie dann drehen.
Und der Grund für diese Ähnlichkeit des Mechanismus ist dieser Mann hier:
Es ist Lothar Schmidt, seines Zeichens seit 1994 Inhaber von Sinn Spezialuhren.
Herr Schmidt war von 1980 bis 1994 Mitarbeiter der IWC und verantwortlich für die
Gehäusetechnologie bei der IWC. Er war also einer der Entwickler der Porsche Design Uhren,
der Titanverarbeitung im Uhrenbau und der Keramiktechnologie bei der IWC.
Und so entwickelte er auch den genialen und im Vergleich zu den damaligen Mitbewerbern
(Rolex etc.) wirklich revolutionären Lünettenmechanismus der Ocean 2000 und ihrer
Nachfolgerin der GST Aquatimer (die streng genommen technisch exakt der Ocean 2000
entspricht, wobei lediglich das Design des Gehäuses und der Lünette sowie des Bandes
verändert (kantiger) wurde).
Herr Schmidt war von 1994 an auch verantwortlich für den Wiederaufbau von A. Lange und Söhne!
Doch was ist nun so genial an dem Lünettenmechanismus?
Zum einen, wie Sinn heute auch bewirbt, dass die Lünette nicht verloren werden kann.
Sie ist mit vier kleinen Madenschrauben gesichert (s.u.).
Zum anderen, dass man die Lünette nicht unbeabsichtigt verstellen kann (s.o.).
Und dazu kommt noch als netter Nebeneffekt, dass man den Mechanismus sehr leicht
reinigen kann, indem man die Lünette abschraubt (der Schraubendreher ist dabei, sowohl
bei Sinn als auch früher bei der IWC).
Ich möchte Euch mal den Mechanismus mal etwas näher am Beispiel der o.g. Ocean erläutern.
Hier die Einzelteile des Mechanismus (ohne Uhr):
Und daneben die Uhr:
Hier nochmal die Teile des Mechanismus in der Seitansicht:
Und noch ein weiteres Bild:
Doch bauen wir doch mal den Mechanismus der Reihe nach gemeinsam in die Uhr ein:
Hier sehr Ihr das Gehäuse ohne den Mechanismus:
Als erstes wird die Feder in das Gehäuse eingesetzt.
Im obigen Bild seht Ihr vier Bohrungen rund um das Glas im Gehäuse verteilt.
Hier rasten vier kleine "Nasen" der Federunterseite ein, damit sich die Feder nicht
verdrehen kann und ein problemloses Rasten möglich wird.
Im folgenden Bild seht Ihr die Feder in meinen Fingern. Unten ist eine solche "Nase"
zu erkennen, oben die Teile der Feder, in die die folgenden Bauteile eingreifen:
Hier die eingesetzte Feder:
Es folg der erste verzahnte Ring des Mechanismus:
Im nächsten Bild könnt Ihr den Eingriff des verzahnten Ringes in die Feder sehen.
Dies erklärt, warum die Lünette nur in eine Richtung zu drehen ist!
Dann folgt ein zweiter verzahnter Ring, der adhäsiv am Glas / Gehäuse befestigt wird.
Dieser verhindert, dass der gesamte Mechanismus einfach abfällt.
Am ersten verzahnten Ring ist die Lünette befestigt.
Im "Ruhezustand", wenn also die Lünette nicht heruntergedrückt wird, greift die
obere Verzahnung des ersten, lünettentragenden Ringes in die Verzahnung des
zweiten, am Glas / Gehäuse befestigten Ringes.
Somit kann die Lünette nicht bewegt werden.
Wenn man nun die Lünette samt dem ersten verzahnten Ring herunter drückt, dann
löst man die Verzahnung von erstem und zweiten Ring und kann entsprechend der Rastung
des ersten Ringes mit der Feder (s.o.) gedreht werden.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu kompliziert!!!
Als letztes wird die Lünette verschraubt:
Und zwar hiermit:
Die Schrauben sind irre klein und gehen gerne verloren.
Daher gab die IWC vier Ersatzschrauben (im Griff des Schraubendrehers) mit dazu.
Hier mal ein Bild des Mechanismus der GST AT:
oder etwas näher:
Und da könnt Ihr sehen, dass die Mechanismen der Ocean 2000 und der GST AT tatsächlich
identisch sind!
Hier ein Bild der beiden Schwestern:
Und Sinn ist mit der IWC eng verwandt nicht nur auf technischer Ebene, sondern auch
auf der menschlichen Seite durch Lothar Schmidt!
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Gruß!
Sascha