Evolution der Taucheruhren der IWC

  • Hallo liebe Freunde!


    Nachdem ich in meinem vorher gehenden, themenbezogenen Beitrag über den letzten Neuzugang in Sachen IWC Taucheruhren, nämlich der Deep One, in meiner Sammlung berichtet habe möchte ich heute etwas näher auf die Evolution der IWC Taucheruhren eingehen und damit eine kleine Serie starten, in der ich dann in den nächsten Teilen
    auf die einzelnen Uhren etwas genauer (auch technisch gesehen) eingehen werde.


    Ich sammele seit 17 Jahren Uhren und ziemlich früh kam die erste IWC eine Ref.3706) in meine Sammlung. Mein "Gral" war immer die Ocean 2000, die ich lange Jahre, meine Nase an den Schaufenstern der Konzis platt drückend, nur anschauen konnte, da der Preis damals doch schon sehr hoch war.
    Damals begann ich, mich mit der Geschichte der Taucheruhren der innovativen Marke IWC zu beschäftigen.
    Und diese Geschichte möchte ich heute hier erzählen.
    Es wurde schon an anderer Stelle einiges zu diesem Thema geschrieben, aber immer relativ knapp und wenig ausführlich.


    IWC begann im Jahre 1966, die erste Uhr mit dem Namen "Aquatimer" auf den Markt zu bringen.
    Es war die Zeit, in der sich das Tauchen technisch rasch entwickelte und die Erforschung der Ozeane wie auch der
    heimischen Seen schnell voran ging.
    Pioniere wie Jaques Cousteau, Hans Haas u.a. brachten diese neue und phantastische Unterwasserwelt in unzähligen Filmen und Büchern auch in die Wohnzimmer der nichttauchenden Menschen und weckte das Interesse dieser.
    Im Rahmen der technischen Entwicklung des Tauchens mussten natürlich auch Uhren konstruiert werden, die den Anforderungen unter Wasser gerecht werden konnten.
    Rolex startete schon etwas früher, im Jahre 1958, mit der Submariner erfolgreich.
    IWC zog dann, wie schon erwähnt, 1966 mit der ersten Aquatimer nach.
    Diese trug die Referenznummer 812 AD (oder Ref.1812) und war bis 200m wasserdicht. Im Unterschied zur frühen Submariner verfügte die Ref.812 AD schon über ein Datum und über eine innenliegende Taucherlünette, welche über die Krone bei 2 Uhr in eine Richtung verstellt werden konnte.
    Hier ein Bild der 1967 präsentierten Uhr:



    und hier die Rückseite:



    Auf dem Bodendeckel kann man das Symbol der Aquatimer-Uhren sehen, das U-Boot.
    Auf dieses Merkmal komme ich an späterer Stelle noch einmal zurück.
    Das IWC Kaliber 8541 (23 Steine) trieb die Aquatimer Ref.812AD an.


    Im Jahr 1968 kam die Referenz 816AD (oder Ref.1816) hinzu, die im Unterschied zur ersten Variante über ein kissenförmiges Gehäuse und damit auch eine Wasserdichtigkeit von 300m verfügte. Das Kaliber war hier das 8541B (25 Steine).
    Die sonstigen Merkmale sind gleich.
    Hier die Ref.816AD:



    Beide Referenzen wurden so und in weiteren, optischen Versionen (verschiedene Zifferblattfarben-> rot, blau, schwarz bei der Ref. 816AD etc.) bis in das Jahr 1982 weiter gebaut.
    Der Wechsel der Referenzbezeichnung von Ref. 812AD auf 1812 bzw. von Ref.816AD auf 1816 wurde im Jahr 1974 vollzogen.
    Zusätzlich wurde noch ab 1979 eine Aquatimer mit der Referenz 1822 gebaut. Bei dieser fehlte die U-Boot Gravur auf dem Bodendeckel und es gab es leichte Veränderungen im Bereich des Lünettendesigns. (Gesamtzahl aller Referenzen der ersten AT-Baureihe: 2000 Stück)

    Im Jahr 1982 endete vorübergehend die Ära der Aquatimer und eine neue Ära, die Kooperation zwischen IWC und der Firma Porsche Design, begann, aus der dann (nach dem PD Chronographen) auch die legendäre Ocean 2000 hervorging.
    Diese Uhr wurde im Auftrag der Deutschen Bundeswehr entwickelt und die IWC benutzte bei den Porsche Design Uhren das neuartige Gehäusematerial Titan, welches es bis dahin in der Uhrenindustrie nicht gegeben hat.
    Auch z.B. komplett antimagnetische Uhren wurde in diesem Zuge entwickelt (siehe weiter unten).
    Hier ein Bild einer Uhr der ersten Serie der Ocean 2000, welche an Porsche Design in Salzburg geliefert wurde:



    Diese Uhr trug die Referenz 3500, war schwarz eloxiert und mit dem Bandsystem der ersten Generation
    (ein Verbindungsdrücker zwischen den Bandgliedern, s.u.) versehen.
    Im Jahr 1983 wurde die Ocean auch an die Bundeswehr ausgeliefert.
    Dies war die Referanz 3509, in der ebenfalls ein Uhrwerk auf ETA-Basis verbaut wurde:



    und der Boden der Uhr mit der BUND-Gravur samt Versorgungsnummer:



    Das Bandsystem war hier ebenfalls eines der ersten Generation. 1984 wurde dies geändert und es entstand
    die Referenz 3502 für die zivile Version und die Referenz 3529 für die Bund-Version.


    Hier eine kleine Erklärung zu den Bandgenerationen der Ocean-Modelle:
    Von links nach rechts sieht man auf dem folgenden Bild die erste, zweite und dritte Generation



    Die verschiedenen Geometrien unterscheiden sich in der Art und Weise der Verbindung der Bandglieder untereinander
    (ein Drücker vs. zwei Drücker vs. durchgestiftetes Bandsystem)
    Zuletzt kam noch eine vierte Generation hinzu, welche sich nur im geringeren Spiel zwischen den Bandgliedern von der
    dritten Generation unterscheidet.
    Im Rahmen der Revisionen werde die Oceans nach und nach auf die neuen Geometrien umgerüstet. Hierzu ist der Tausch des Gehäuses notwendig, welches die IWC aber kostengünstig anbietet.


    Die Ocean 2000 ist bis 2000 Meter wasserdicht und verfügt über ein 3,7mm starkes gewölbtes Saphirglas.
    Die Bund Ocean-Modelle sind dagegen nur bis 300m wasserdicht und verfügen über ein flaches Glas.
    Im Laufe der Entwicklung der Ocean tauchten viele verschiedene Zifferblätter auf.
    Hier eine kleine Auswahl davon:


    Ref. 3500




    Ref. 3502



    Ref. 3504



    Ref. 3524



    Bis 1997 wurde die Ocean 2000 (zuletzt als Ref. 3504) gebaut.
    Die Referenz 3524 wird von der IWC für Uhren vergeben, die auf das neue Bandsystem etc. umgerüstet wurden.


    Hier noch einige weitere Ansichten der Uhr:



    Und nochmal eine Ocean 2000 mit vollständigem Zubehör:



    Das Uhrwerk der Ocean 2000 basiert auf dem ETA 2892-2, wurde aber von der IWC massiv ergänzt bzw. optimiert.


    Die Bund-Ocean gab es auch in verschiedenen Varianten (mit verschiedenen Versorgungsnummern der Bundeswehr).
    Neben den oben genannten Referenzen 3509 (Versorgungsnummern:6645-12-197-9681
    und
    6645-12-197-8096) und 3529
    (Versorgungsnummer:6645-12-339-1536) als mechanische Kampschwimmeruhr, welche sich ausschließlich
    in den Bandgeometrien unterscheiden (Geo 1 vs. Geo 2) gibt es noch die folgenden Varianten der Uhr:


    Die Referenzen 3314 (Versorgungsnummer: 6645-12-199-5070
    )
    bzw. 3319 (Versorgungsnummer:6645-12-344-0903)



    mit einem Quarzwerk als Uhr für Kampfschwimmer und Fernspäher gebaut. Das Zifferblatt trug mehr Tritium Leuchtmasse als die Ref.3509/3529, daher erscheint auf dem Zifferblatt auch ein roter Kreis mit der Inschrift "3H".


    Und es gibt die legendäre Referenz 3519 AMAG (Versorgungsnummer:6645-12-199-3503 :(



    Aüßerlich sieht sie der Ref. 3314/3319 sehr ähnlich (ebenfalls "3H" Zifferblatt), in ihr tickt aber eine antimagnetische
    Version des mechanischen Uhrwerkes auf ETA-Basis.
    Minentaucher sind auf antimagnetische Ausrüstung angewiesen, da selbst durch kleinste magnetische Felder manche Minen ausgelöst werden können.
    Von der AMAG Version gibt es angeblich nur ca. 80 Stück und daher auch nur sehr sehr wenige auf dem freien Markt.


    Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Ocean 500, die kleinere Schwester der Ocean 2000 mit einer Wasserdichtigkeit von 500m und einem geringerem Durchmesser (38mm vs. 42 mm der Ocean 2000) der Uhr.
    Diese Uhr gab es auch mit goldener Lünette zum Titangehäuse und richtete sich vornehmlich an Frauen.


    Die Ocean konnte zum Tauchen auch mit einem Velcro-Klettband getragen werden.


    Zwei technische Finessen sind an der Ocean noch interessant:
    Die Ocean ist zum einen, im Gegensatz zu Ihrer Vorgängerin mit innen liegender Lünette, mit einer aussen liegenden Lünette ausgestattet. Diese muß an zwei Seiten herunter gedrückt werden, damit man sie gegen den Uhrzeigersinn drehen kann. Die Teile des Mechanismus sieht man auf den folgenden Bildern:




    Das System wurde von dem jungen IWC-Ingenieur Lothar Schmidt entwickelt.
    Herr Schmidt ist heute Geschäftsführer bei Sinn und da wundert es wenig, wenn in der neuen U1000 exakt der gleiche
    Mechanismus zu finden ist. Mehr hierzu in einem der nächsten Artikel!



    Weiter in Teil 2 mit der zweiten technischen Finesse der Ocean und der GST-Aquatimer Ref. 3536 morgen!


    Gruß!


    Sascha

  • Danke für die Mühe und den tollen Bericht!!
    Besonders das Bild meiner 1816 :lupe:;)
    Kleine Anmerkung noch zu den Referenzen 1812(812) 1816(816) . Von diesen wurden insgesamt ca 2000 Stück gebaut in einem Zeitraum von 1967 - 1979.
    Also gibt es von diesen Uhren weniger als die heute so gepushten limited Editions.
    Wenn man hingegen die Stückzahlen der Ingenieur ref 666/668 betrachtet, wundere ich mich manchmal über die aufgerufenen Preise dieser Modelle im Gegensatz zu den AT's.
    Beachtlich finde ich auch, dass die AT ref 1812(200m)/1816(300m) von einer verschraubten Krone absehen und das bei einer bemerkenswerten angegebenen Druckfestigkeit.
    Ich habe meine 1816 im Frühjahr zum Tauchen dabei gehabt und diese hat die 7 absolvieren Tauchgänge tadellos überstanden. Keiner der Tauchteilnehmer hat geglaubt das die Uhr 30 Jahre alt ist.
    Ich freue mich schon auf den 2. Teil des Berichtes.


    Sascha Du wirst den Verkauf deiner 3536 bestimmt bereuen :troest:


    viele Grüße
    F.

  • @ Florentine


    In der genannten Stückzahl von 2000 Uhren ist neben der Ref 1812 und der Ref 1816 auch die Ref 1822 enthalten.


    @ Sascha


    Von der Ref 3500 sind nur ewta 50 Uhren mit einen schwarzen Gehäuse gebaut wurden und nur sehr wenige sind davon auf die Bandgeo 2 umgerüstet wurden.

  • @ Florentine: Sorry für das Bild! ;)
    Habe eine großes Archiv an Bildern und versucht, so viele wie möglich aus der eigenen Sammlung zu nehmen.
    Aber eine alte Aquatimer habe ich nicht. :(
    Ich habe nochmal die gleiche Uhr (Ref. 3536) als NOS. Und da ich eine weitere uhrenmässige Anschaffung plane
    baue ich etwas "Überschuß" ab.
    Aber wenn sie nicht weggeht stört es mich auch nicht. Dann bleibt sie halt. :gut:
    Die Ref. 1822 ist mir glatt durch die Lappen gegangen bei meinem Bericht. Manchmal sieht man den Wald vor
    Bäumen nicht...! :bash:


    @ regulateur: danke für die Info!


    Gruß!


    Sascha

  • Hallo liebe Freunde,


    alles entwickelt sich weiter und in diesem Sinne habe ich, auf Grund einiger Hinweise von Euch, den o.g. Artikel etwas ergänzt.
    Zum leichteren Auffinden der Ergänzung habe ich diese vorerst in grün geschrieben!
    Gruß und vielen Dank!


    Sascha